Menschenrechtler dokumentieren Morde an Aktivisten in Kolumbien
Die Organisation Human Rights Watch (HRW) prangert in einem neuen Bericht die Morde an Menschenrechtsaktivisten in Kolumbien an. Die kolumbianische Regierung unternehme kaum etwas gegen diese "allgegenwärtigen" Verbrechen und die Täter, heißt es in dem am Mittwoch in Washington veröffentlichten Bericht. Laut dem Büro des Hochkommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) wurden demnach seit 2016 über 400 Menschenrechtsverteidiger in Kolumbien getötet. Dabei sei es lediglich zu 59 Verurteilungen gekommen, so der Bericht.
Die Tötungen von Menschenrechtsverteidigern haben demnach zugenommen, seit die Farc-Guerilla im Rahmen des Friedensabkommens mit der Regierung 2016 demobilisiert wurde. "Andere bewaffnete Gruppen, darunter mehrere, die aus der Farc hervorgegangen sind, haben diese Lücke gefüllt. Sie kämpfen um die Kontrolle von Territorien, beteiligen sich an illegalen Aktivitäten und wenden Gewalt gegen Zivilisten an", so HRW. Laut OHCHR steige die Zahl der Tötungen mit jedem Jahr weiter an, von 41 im Jahr 2015 auf 108 im Jahr 2019. Für das Jahr 2020 hat das Büro bisher 53 Fälle dokumentiert, 80 weitere Fälle werden derzeit überprüft.
Kriminelle Gruppen füllen Machtvakuum der Farc
"Die Regierung von Präsident Ivan Duque verurteilt die Morde zwar häufig, die meisten Regierungsstellen, die sich mit dem Problem befassen, sind jedoch kaum funktionsfähig oder haben gravierende Mängel", kritisierte Jose Miguel Vivanco, HRW-Direktor für Mittel- und Südamerika. Statt die Aktivisten zu schützen, liefere die Regierung leere Worte und wenig sinnvolle Taten.
Für den Bericht "Left Undefended: Killings of Rights Defenders in Colombia's Remote Communities" sprachen die Autoren den Angaben zufolge mit mehr als 130 Personen in 20 der 32 kolumbianischen Bundesstaaten. Darunter waren demnach Mitarbeiter der Justizbehörden, Staatsanwälte, Regierungsbeamte, Menschenrechtsvertreter, humanitäre Helfer und Polizisten.