Massenprotest gegen Gouverneur Roselló

Gouverneur Ricardo Rossello (l.) (Foto: U.S. Dept. of Housing and Urban Development)
In Puerto Ricos Hauptstadt San Juan sind zu Wochenbeginn hunderttausende Menschen auf die Straßen gegangen, um friedlich gegen den amtierenden Gouverneur Ricardo "Ricky" Roselló Nevares zu demonstrieren und seinen sofortigen Rücktritt zu fordern. Lokalen Medienberichten zufolge nahmen am Montag, dem 22. Juli 2019 nahezu eine Million Menschen an den Protesten teil, womit die Anti-Regierungsdemonstration zu den größten in der Geschichte des US-Territoriums überhaupt zählt.
Größtenteils in weiß gekleidet, die Landesflagge oder Regenbogenfahne schwenkend, Transparente hochhaltend mit Aufschriften wie "Gay, fett, tot, Hure - für euch demonstrieren wir!" zogen die Demonstranten durch die Altstadt von San Juan, berichtet die Tageszeitung "Metro". Ausgelöst wurden die Proteste, die zehn Tage anhalten, durch die Veröffentlichung eines geleakten Chat-Protokolls, in dem sich Roselló abfällig und verächtlich über Arme, Homosexuelle, Frauen, Menschen mit Übergewicht und Opfer des verheerenden Hurricans María äußerte.
Als weitere Gründe für den Unmut der puertoricanischen Bevölkerung nennen Polit-Experten die schwache Wirtschaft, Arbeitslosigkeit, die durch Chancenlosigkeit ausgelöste Migration, ein nicht funktionierendes Bildungssystem mit Hunderten geschlossenen Schulen, den Sparkurs nach dem Bankrott von 2017 und die anhaltende Korruption im politischen System. US-Präsident Donald Trump erklärte bei einer Pressekonferenz am Montag, Roselló sei ein "fürchterlicher Gouverneur", so die Tageszeitung "El Nuevo Diario". Dabei wiederholte Trump die falsche Aussage, Washington habe Puerto Rico für die Bewältigung der Hurrican-Schäden "92 Milliarden US-Dollar geschickt". Tatsächlich wurden 42 Milliarden US-Dollar bewilligt, wovon bisher nur 14 Milliarden ins US-Territorium flossen. (bb)