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Massaker "El Mozote" in El Salvador - Kirche hilft bei Aufarbeitung

Die katholische Kirche will bei der Aufarbeitung eines der schlimmsten Verbrechen aus der Zeit des Bürgerkriegs in El Salvador helfen und öffnet ihr Archiv. Die Justiz erhofft sich davon wichtige Erkenntnisse.

Im Menschenrechtsbüro und Archiv „Tutela Legal“ lagern alle Akten der Gräueltaten des Bürgerkrieges in El Salvador. Foto: Adveniat/Jürgen Escher

Im Menschenrechtsbüro und Archiv „Tutela Legal“ lagern alle Akten der Gräueltaten des Bürgerkrieges in El Salvador. Foto: Adveniat/Jürgen Escher

Es gilt als eines der schwersten Verbrechen aus der Zeit des Bürgerkriegs in El Salvador: Im Dezember 1981 ermordeten Mitglieder der Armee-Spezialeinheit Batallon Atlacatl bei einer Operation gegen die Guerillabewegung mehr als 1.000 Einwohner der Kleinstadt El Mozote sowie der Umgebung.

Rund 30 Jahre später bat das damalige Staatsoberhaupt Mauricio Funes nach einem Besuch der Ortschaft um Vergebung und forderte Ermittlungen. Im Dezember 2018 erklärte ein Gericht den Vorfall offiziell zu einem "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

Katholische Kirche in El Salvador öffnet Archiv

Nun hat die katholische Kirche in El Salvador Anwälten von Hinterbliebenen sowie einem Ermittlungsrichter Zugang zum Archiv des Erzbistums San Salvador ermöglicht. Die Juristen erhoffen sich von den Akten weitere Erkenntnisse zur Aufarbeitung des Verbrechens.

Bei der Öffnung des Archivs war Kardinal Gregorio Rosa Chavez anwesend. Dieses Archiv stehe den Opfern zur Verfügung, sagte er am Montag (Ortszeit) gegenüber Medienvertretern. Zuletzt hatte der Erzbischof von San Salvador, Jose Luis Escobar Alas, den Juristen den Zugang noch verwehrt. Nun erfolgte nach Kritik von Menschenrechtsorganisationen die Kehrtwende.

"Der Richter hat damit begonnen, die bereits identifizierten Akten des Massakers zu überprüfen", sagte Rechtsanwalt David Morales von der Opfer-Organisation Cristosal laut Medienberichten. Die Juristen erhoffen sich von den Studien der Kirchenakten den Nachweis, dass es sich bei den Opfern nicht um Guerilleros sondern um unschuldige Zivilisten handelte. So sollen Geburtslisten oder Taufurkunden überprüft werden, die bei der Identifizierung helfen können. Zudem verfügt das Erzbistum über ein umfangreiches Archiv an Dokumenten und Zeugenaussagen zu Menschenrechtsverbrechen aus der Zeit des Bürgerkrieges.

Debatte über Aufklärung der Bürgerkriegsverbrechen 

Während des Bürgerkriegs in El Salvador zwischen 1980 und 1992 kamen rund 75.000 Menschen ums Leben. Das Schicksal von 8.000 Verschwundenen ist noch immer ungeklärt. Den Beginn dieses Krieges markierte die Ermordung von Oscar Romero am 24. März 1980. Der Erzbischof von San Salvador wurde 2018 heiliggesprochen. In El Salvador gilt Romero als Nationalheld. Sein Grab befindet sich in der Kathedrale von San Salvador.

In dem mittelamerikanischen Land tobt seit langem eine Debatte über die Aufklärung des Verbrechens. Im September 2020 wurde Richter Jorge Guzman der Zugang zu den Archiven des Militärs verweigert. "Bedauerlich, traurig, schändlich, dunkler Tag", kommentierte damals der Ombudsmann für Menschenrechte, Apolonio Tobar, das Verhalten der Militärs. Zugleich ermunterte Tobar die Regierung El Salvadors sich ein Beispiel an der spanischen Justiz zu nehmen, die jüngst eine Strafe von 133 Jahren gegen einen ranghohen salvadorianischen Militär verhängt hatte, der an der Ermordung von sechs Jesuiten während des Bürgerkrieges beteiligt war. "Die Straflosigkeit darf nicht weitergehen, die Opfer müssen die Wahrheit erfahren, Zugang zur Justiz bekommen und Wiedergutmachung erfahren", sagte Tobar.

Die Interamerikanische Menschenrechtskommission erinnerte die Militärspitze El Salvadors daran, dass der Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof angeordnet habe, den Zugang zu den Dokumenten zu garantieren. Auch das Hohe Kommissariat für Menschenrechte der Vereinten Nationen für Mittelamerika (OACNUDH) teilte mit, die Entwicklung werde genauestens verfolgt. Die Tageszeitung "La Prensa Grafica" fasste die Kritik zahlreicher Organisationen aus der Zivilgesellschaft zusammen und zitierte die Kommission für Menschenrechte der Universität El Salvador (CDHUES): Die Aktion sei ein Verstoß gegen das Recht der Opfer, die Wahrheit zu erfahren. In die Kritik gerät auch El Salvadors Präsident Nayib Bukele, der seine Zusage, den Ermittlern Zugang zu den Akten zu gewähren, bislang nicht einhalten konnte oder wollte.

kna

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