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Lateinamerika trauert Merkel nach

Die Reaktionen in Lateinamerika auf die Bundestagswahl machen deutlich: Auch in Zukunft hoffen die Lateinamerikaner auf Deutschlands starke Stimme für Demokratie, Menschenrechte und Klimaschutz. 

Angela Merkel genießt in Lateinamerika hohes Ansehen. Foto: pixabay, CCO1.0

Angela Merkel genießt in Lateinamerika hohes Ansehen. Foto: pixabay, CCO1.0

Von Argentinien ganz im Süden des lateinamerikanischen Subkontinents bis in den Norden nach Mexiko gibt es nach der Bundestagswahl einen gemeinsamen Nenner. Angela Merkel wird breit gewürdigt, ihr wird in Lateinamerika fast gehuldigt und vor allem wird ihr nachgetrauert. „Merkel, die Frau, die in einer Welt der Männer brillierte und führte“, schrieb stellvertretend die mexikanische Tageszeitung „El Universal“. 

Merkel steht für Integrität und Pragmatismus

Der Tenor des regionalen Urteils ist, dass die Welt und vor allem auch Lateinamerika Führungsfiguren wie Merkel in so großen Ländern wie Deutschland braucht. Sie und Deutschland stünden symbolisch dafür, dass man mit Einheit, Integrität, Pragmatismus und Besonnenheit auf aktuelle globale Herausforderungen durch wirtschaftliche, politische, soziale und gesundheitspolitische Krisen besser reagieren und Erfolge erzielen könne als getrennt und im Konfliktmodus. 
 
Alle Länder machen zudem klar, welche Themen künftig wichtig sind und für welche sie Deutschland an ihrer Seite brauchen: Stärkung der Demokratie, Wahrung der Menschenrechte und vor allem den Klimaschutz. Mexikos Außenminister Marcelo Ebrard unterstrich vor ein paar Tagen vor der UN-Vollversammlung, dass die globale Zukunft „Kooperation und weltweite Solidarität“ notwendig macht. Energiesicherheit, die Herausforderungen der Migration, die gerechte Verteilung der Corona-Impfmittel und vor allem der Klimawandel seien die großen Herausforderungen der Menschheit. Bei all diesen Themen benötigten die Welt und auch Lateinamerika vor allem Deutschland an ihrer Seite, unterstrich Ebrard. 

Themen der Zukunft: Demokratie, Menschenrechte, Klimawandel

Besondere Aufmerksamkeit weckte die Bundestagswahl vor allem in Brasilien, dem größten und wirtschaftlich wichtigen sowie stärksten Land Lateinamerikas. Die wichtigste Zeitung des Landes „Folha de S.Paulo“ hatte den Verlauf der Abstimmung am Sonntag in seinem Onlineauftritt als Spitzenmeldung. Das ist sehr ungewöhnlich für Lateinamerika, wo ein solch prominenter Platz gewöhnlich bestenfalls die Wahlen in den USA für sich in Anspruch nehmen kann. 
 
In einem Meinungsbeitrag in „O Globo“ heißt es zudem, dass das gute Abschneiden von SPD und Grünen den internationalen Aktivismus für Demokratie- und Umweltfragen stärken werde, was „auch gerade für Brasilien“ von großer Bedeutung sei. Die Wahlen in Deutschland belegten darüber hinaus, wie liberale Demokratien, die vom Aufstieg der extremen Rechten heimgesucht werden, diese gut in Schach halten können. Das sei ja gerade in Brasilien mit Jair Bolsonaro, dem rechtsradikalen Autokraten an der Macht, nicht gelungen. 

Wer ist künftig Ansprechpartner für Lateinamerika in Europa?

Der argentinische Politologe Carlos Pérez Llana von der „Universidad Torcuato Di Tella“ in Buenos Aires weist darauf hin, dass „Merkel eine Lücke und eine Frage hinterlässt: Wird sie ihre Qualitäten und Prioritäten an ihre Nachfolger weitergeben können? Merkel habe ein „wiedergeborenes Deutschland empfangen“ und hinterlasse „ein gestärktes, aber unruhiges“ Land.
 
In allen Ländern und bei allen Analysten schwebt eine manchmal fast ängstlich formulierte Frage mit: Wer wird künftig der Ansprechpartner für Lateinamerika in Europa sein? Wer teilt künftig die Werte der Demokraten in der Region und hält die Flagge der Demokratie hoch?

Autor: Klaus Ehringfeld, Mexiko

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