Lateinamerika: Studie zeigt anhaltende Diskriminierung von Frauen
Die Coronapandemie hat bestehende Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen in Lateinamerika und der Karibik weiter verschärft. Armut in Folge mangelnder Bildung, Arbeit sowie geringer politischer Teilhabe - so das Ergebnis der UNESCO-Studie.
In einer neuen Studie, die anlässlich des diesjährigen Weltfrauentages der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, haben Forscherinnen und Forscher die Lebenslagen von Mädchen und Frauen in Lateinamerika und der Karibik untersucht. In dem über 200 Seiten starken Bericht kommen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der UNESCO, des „El Colegio de México“ (Colmex) und dem Forschungsverband „Latin American Council of Social Sciences“ (Clacso) zu dem Ergebnis, dass besonders die Coronapandemie bestehende Ungleichheiten weiter verschärft habe.
Die am Montag, 7. März 2022 im Internet veröffentlichte Studie mit dem Titel „Danzar en las brumas“ (dt. "Tanzen im Nebel") beschreibt die verschiedenen Dimensionen geschlechtsspezifischer Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung. So werden Frauen auch im Jahr 2022 weiterhin Opfer von Gewalt und sexuellen Missbrauchs, haben weniger Zugang zu Bildung und Arbeit sowie politischer Teilhabe als Jungen und Männer, verbleiben häufiger in Armut und leiden stärker unter Phänomenen wie Migration oder Klimawandel. Die Coronapandemie habe „diese Lücken in der Region vertieft“ sowie die Lage von gefährdeten Bevölkerungsgruppen und “insbesondere junger Frauen“ weiter verschlechtert.
Die Studie präsentiert einen Querschnitt an Daten zur Geschlechterungerechtigkeit. So seien weltweit 77 Prozent der Menschen im erwerbsfähigen Alter, die ohne Bezahlung arbeiten und keine Ausbildung haben, Frauen. Lateinamerikanische Mädchen würden zwischen 15 und 30 Stunden pro Woche mehr mit unbezahlten Betreuungsaufgaben in Familie und Haushalt beschäftigt sein als Männer. 27 Prozent der Frauen in Lateinamerika gaben an, Angstgefühle zu haben (Männer: 15 Prozent), was hauptsächlich auf ihre schlechte wirtschaftliche Situation zurückzuführen ist.
Auch der Zugang zu Bildung bleibt vielen Frauen in den lateinamerikanischen Ländern verwehrt. Als Folge ist ihre Beschäftigungssituation instabiler und prekärer. So ist der Anteil junger lateinamerikanischer Frauen an Einkommen unterhalb des Mindestlohns deutlich höher als der von Männern. Die Studienautorenschaft ruft die Staaten zu politischen Gegenmaßnahmen auf. (bb)