Landlose besetzen Landreformbehörde
Etwa 700 Aktivisten der Landlosenbewegung MST haben am Montag die Landreformbehörde INCRA in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia besetzt. Sie fordern die Landvergabe an die derzeit in MST-Camps ausharrenden 90.000 landlosen Bauernfamilien. Wie lange man in dem Gebäude verharren wolle, ließ MST offen. Man sei jedoch zu Verhandlungen bereit, laut einer von MST verbreiteten Presseerklärung. Der Protest ist Teil des MST-Aktionsmonats "Roter April".
In den frühen Montagmorgenstunden drangen die Aktivisten in den Eingangsbereich des INCRA-Gebäudes ein und verwehrten den Angestellten den Zugang. Neben der Ansiedlung der landlosen
Familien fordern sie eine Aufstockung der für die Landreform angesetzten INCRA-Gelder sowie die Einführung eines neuen Analyseverfahrens zur Ermittlung unproduktiver Landgüter. Laut Verfassung kann die Regierung nicht produktive Farmen enteignen und an Landlose vergeben.
Die Aktionen des "Roten April" stehen unter dem Motto "Kämpfen ist kein Verbrechen" - eine Reaktion auf die Anti-MST-Kampagne des Bauernverbandes CNA die mit dem Slogan "Landbesetzungen sind
ein Verbrechen" in der öffentlichkeit für Unterstützung gegen die Landlosen werben. Seit Jahren streitet MST mit Bauernvertretern um eine Lösung der Landkonflikte.
Der am 12. April gestartete "Rote April" erinnert an das Massaker im nordbrasilianischen Eldorado de Carajas. Dort wurden am 17. April 1996 von der Polizei 19 MST-Anhänger erschossen. Zu Ehren der
Getöteten hatte Ex-Präsident Fernando Henrique Cardoso 2002 den Jahrestag des Massakers zum Nationalen Kampftag für die Agrarreform erklärt. In der ersten Protestwoche hat MST bereits
über 40 Landgüter in 16 Bundesstaaten besetzt.
Text: milz