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Kubas neue Normalität

Während in Europa die Fallzahlen steigen und über neue Corona-Beschränkungen diskutiert wird, hebt Kuba seine auf. Ab diesem Montag beginnt auf der Insel mit der sogenannten „neuen Normalität“ eine neue Etappe in der Corona-Pandemie. 

Eine Straßenszene in der Altstadt von Havanna. Kubas Hauptstadt hat gerade einen einmonatigen Lockdown hinter sich. Foto: Steffen/Adveniat 

Nach der erfolgreichen Eindämmung des Corona-Ausbruchs öffnet Kuba ab dieser Woche wieder größtenteils für den internationalen Tourismus. Das kündigte Premierminister Manuel Marrero am Donnerstagabend in einer Sondersendung des kubanischen Fernsehens an. Kuba hatte Ende März seine Grenzen geschlossen. 

Seit Juli dürfen internationale Reisende bereits wieder auf den Cayos im Norden und Süden der Insel Urlaub machen, diese jedoch nicht verlassen. Ab dem 15. Oktober öffnen einige Vier- und Fünf-Sterne-Hotels in Varadero wieder für ausländische Touristen. 

Flugpläne

„Wir werden die Möglichkeit internationaler Flüge für alle Provinzen erwägen, die sich in Phase drei befinden“, sagte Marrero. Einzig Havanna, das gerade einen einmonatigen Lockdown mit nächtlicher Ausgangssperre hinter sich hat, sowie Sancti Spiritus und Ciego de Ávila bleiben ausgenommen. Die Flughäfen im Rest des Landes nehmen ihren Betrieb wieder auf – unter Einhaltung eines strikten Hygieneprotokolls. Jede*r Einreisende muss bei Ankunft eine eidesstattliche Erklärung zum Gesundheitszustand ausfüllen und sich einem PCR-Test unterziehen. Für Kubaner*innen, die nun auch wieder ein- und ausreisen dürfen, ist dieser Test kostenlos.

Bei Ausländer*innen, die zudem eine Hotelbuchung vorweisen müssen, werden die Kosten zwischen den Ministerien für Tourismus und Gesundheit vereinbart. „Es wird nach Alternativen gesucht, beispielsweise sie in die Reisepakete aufzunehmen", sagte Marrero. Die bisher obligatorische 14-tägige Quarantäne bei Einreise entfällt. „Im Fall von Ausländern, gehen diese in ihre Hotels und werden dort von den Gesundheitsbehörden beobachtet. Währenddessen kubanische Reisende sich in häusliche Isolation begeben und gleichermaßen vom Gesundheitssystem betreut werden“, so Marrero. Wann es wieder Flüge von und nach Havanna geben werde, dazu machte der Premier keine Angaben. „Wir planen, es bald zu tun“, sagte er nur.

Lernerfolge

Die bisherige Corona-Strategie bezeichnete die Regierung angesichts der vergleichsweise geringen Fallzahlen mit knapp 6.000 Infizierten als erfolgreich. Verantwortlich dafür sind mehrere Faktoren: Kubas flächendeckendes Gesundheitssystem, das Erfahrungen mit Epidemien hat, die konsequente Verfolgung der Infektionsketten und die Maskenpflicht in der Öffentlichkeit.

Das Land habe bewiesen, dass es gelernt habe, mit dem Virus zu leben, seine zweite Infektionswelle besser als die erste einzudämmen und die Sterblichkeitsrate stark zu senken, lobte Präsident Miguel Díaz-Canel, wie die gesamte Regierungsmannschaft mit Mund-Nase-Maske. Für einen ikonischen Moment sorgte er, als er zur Verdeutlichung die Infektionskurve mit Filzstift auf ein Blatt Papier malte und dem Publikum vor den Fernsegeräten präsentierte. In Kuba sind bisher 123 Menschen an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben. Mit nur 11 Todesfälle pro eine Million Einwohner steht das Land um einiges besser da als die Dominikanische Republik (203) oder die Vereinigten Staaten (647), wie Statistiken der Johns Hopkins University zeigen.

„Bis es einen Impfstoff gibt, müssen wir lernen, die einzige Methode anzuwenden, von der wir gesehen haben, dass sie funktioniert: persönliche Verantwortung“, so der Präsident. Das Gesundheitssystem sei gut vorbereitet, das wirtschaftliche und soziale Leben könne wieder aufgenommen werden, sagte Díaz-Canel. Einen flächendeckenden Lockdown werde es nicht mehr geben. Das aktive Aufspüren von Infizierten werde fortgesetzt. Kontaktpersonen von positiv Getesteten werden aber künftig nicht mehr in den eigens dafür geschaffenen Zentren isoliert, sondern in häusliche Quarantäne geschickt. Masketragen wird in der „neuen Normalität“ nur noch in Innenräumen und in Menschenansammlungen obligatorisch sein. Restaurants, Cafés, Theater, Kinos und Strände öffnen wieder, wenn auch mit reduzierter Kapazität. 

Erholungsphase

Nun stehe die wirtschaftliche Erholung an. Dass die Grenzöffnungen pünktlich zur beginnenden Tourismus-Hauptsaison von November bis März angekündigt werden, dürfte kein Zufall sein. Wegen des coronabedingten Einbruchs des Tourismus und der verschärften US-Sanktionen fehlen Kuba wichtige Deviseneinnahmen. Das Land steckt in einer tiefen Wirtschafts- und Versorgungskrise. Zumindest einen Teil der Tourismus-Saison zu retten, scheint das Ziel zu sein.

Die in den vergangenen Wochen angekündigten Wirtschaftsreformen müssten deshalb nun zügig umgesetzt werden, mahnte Díaz-Canel. Dazu zählen die Reform der Staatsbetriebe, die Zulassung von kleinen und mittleren Unternehmen, Neuerungen in der Landwirtschaftspolitik und Flexibilisierungen im Privatsektor. Auch kündigte die Regierung die baldige Währungszusammenführung an, in deren Zuge der Konvertible Peso (CUC) abgeschafft und der Peso Cubano (CUP) als einziges Barzahlungsmittel beibehalten werde. Über Details und Ablauf der Währungsreform soll die Bevölkerung in den kommenden Tagen in Sondersendungen informiert werden. 

„Die Pandemie war teuer für uns und hatte großen Einfluss auf unseren Staatshaushalt“, sagte Díaz-Canel. „Aber wir haben nach einem nicht verhandelbaren Prinzip gearbeitet: Das Wichtigste ist das Leben der Kubaner.“

Autor: Andreas Knobloch

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