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Brasilien, Kuba |

Kuba zieht seine Ärzte aus Brasilien ab

In dieser Gesundheitsstation in Ji-Paraná, Rondônia, gibt es keinen Arzt - eine Ordensfrau kümmert sich um die medizinische Grundversorgung. Foto: Adveniat/Gleice Mere
In dieser Gesundheitsstation in Ji-Paraná, Rondônia, gibt es keinen Arzt - eine Ordensfrau kümmert sich um die medizinische Grundversorgung. Foto: Adveniat/Gleice Mere

Kubas Regierung zieht sich nach fünf Jahren aus dem Ärzteprogramm "Mais Medicos" (Mehr Ärzte) zurück. Grund seien die aggressiven und abwertenden Äußerungen des neu gewählten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro gegenüber den Ärzten und der Karibikinsel, teilte Havanna am Mittwoch, 14. November 2018 (Ortszeit), mit. Über 8.500 kubanische Ärzte versorgen derzeit Millionen Brasilianer in entlegenen und armen Regionen.

Der rechtsradikale Bolsonaro hatte mehrfach das Abkommen mit dem kommunistischen Kuba kritisiert. Im August erklärte er, die kubanischen Ärzte zu einem Eignungstest zu zwingen "und sie damit rauszuschmeißen". Es gehe nicht an, dass unqualifizierte Ärzte in Brasilien tätig seien. Am Mittwoch legte er nach. Man habe keinerlei Beweise dafür, dass es sich um "echte Ärzte" handelt. "Ich bezweifle, dass irgendjemand von Ihnen hier von einem Kubaner behandelt werden will", so Bolsonaro vor Medienvertretern. Seltsamerweise nannte er den Entschluss zum Abzug der Ärzte "unverantwortlich".

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Die kubanische Regierung bedauerte das Ende der Zusammenarbeit. "Aber es ist nicht hinzunehmen, dass die Würde, die Professionalität und der Altruismus der kubanischen Ärzte infrage gestellt werden." Brasiliens Bevölkerung verstünde, wer die Verantwortung dafür trägt, dass die Ärzte nicht mehr ihren Dienst am brasilianischen Volke fortführen können, hieß es. Ursprünglich sollte die Kooperation mindestens bis Mitte 2019 dauern. Bolsonaro hatte am Mittwoch Kuba die Schuld für das Scheitern gegeben. "Wir haben die Fortsetzung des Programms an Eignungstests der Ärzte geknüpft, zudem daran, dass die Ärzte das volle Gehalt erhalten, das heute zum großen Teil an die Diktatur geht", schrieb er auf Twitter. "Zudem haben wir verlangt, dass die Ärzte frei entscheiden dürfen, ihre Familien nach Brasilien nachzuholen. Leider hat Kuba dies nicht akzeptiert."

Seit dem Start des Programms im August 2013 waren kubanische Ärzte stets von den Eignungstests für ausländische Ärzte befreit. Im Dezember 2017 bestätigte Brasiliens Oberstes Gericht, das ausländische Ärzte von "Mais Medicos" ohne brasilianisches Diplom arbeiten dürfen. Kuba dürfe zudem weiterhin einen Teil des von Brasilien gezahlten Gehalts einbehalten, so das Gericht. Havanna rechtfertigt dies mit den hohen Investitionen, die zuvor in die Ausbildung der Ärzte gesteckt wurden. Am Mittwoch bezeichnete Bolsonaro die "Beschlagnahme von 70 Prozent des Gehalts durch die Diktatur" als "Sklavenarbeit". Umgerechnet rund 3.500 Dollar zahlt die brasilianische Regierung monatlich pro Arzt, davon dürfen die Mediziner aber selbst nur rund 900 Dollar behalten, berichtet die Deutsche Welle.

Abzug der Ärzte reißt Versorgungslücken ins Gesundheitssystem

Das mit der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (OPAS), einem Organ der Vereinten Nationen, durchgeführte Programm war von Präsidentin Dilma Rousseff von der linken Arbeiterpartei PT als Reaktion auf die Massenproteste im Juni 2013 gestartet worden, bei denen auch eine bessere ärztliche Versorgung gefordert wurde. Das Programm soll Versorgungslücken im öffentlichen Gesundheitssystem SUS schließen. In 80 Prozent der Kommunen gibt es derzeit nur Ärzte von "Mais Medico". Das Gesundheitsministerium erklärte jetzt, die freiwerdenden Stellen problemlos mit brasilianischen Ärzten besetzen zu können. Experten bezweifeln das.

Bürgermeister aus ganz Brasilien forderten Bolsonaro auf, den Abzug der Kubaner zu verhindern. Mehr als 29 Millionen Bürger könnten sonst nicht mehr versorgt werden; 90 Prozent der indigenen Bevölkerung würde ausschließlich von Kubanern betreut. Sie seien beliebt und ihre Arbeit von den Bürgern anerkannt, so die Bürgermeister. Derzeit seien von den 16.707 ausländischen Ärzten 8.556 aus Kuba, berichtet das Nachrichtenportal "G1". Rund 113 Millionen Brasilianer habe man bisher behandelt, gab zudem Kubas Regierung an. In 700 Kommunen seien die Mediziner von der Karibikinsel überhaupt die allerersten dort tätigen Ärzte gewesen.

Bolsonaro ist ein erklärter Gegner der kubanischen Regierung

Bolsonaro versprach am Mittwoch allen Kubanern, die in Brasilien bleiben wollen, Asyl. Der Rechtsextremist ist ein erklärter Gegner der kubanischen Regierung. Zu seinen Hauptanliegen zählt die Ausrottung des Kommunismus. Man werde die Beziehungen zu Kuba neu definieren, versprach er. Die Regierung der Arbeiterpartei PT (2003-2016) hatte hingegen freundschaftliche Beziehungen zu Kuba gepflegt.

Quellen: KNA, Deutsche Welle; Autor: Thomas Milz

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