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Kuba: Leaks heizen Spekulation über Währungsreform an

Auf Kuba zirkulieren seit 1994 zwei Währungen nebeneinander: nationaler Peso (CUP) und konvertibler Peso (CUC). Jetzt verdichten sich die Anzeichen, dass die seit sieben Jahren angekündigte Währungszusammenführung nun bevorstehen könnte.

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Der konvertible Peso, dessen Wert an den Dollar gekoppelt ist, soll abgeschafft werden. Foto: Tres Pesos Convertibles, mikeCC BY-SA 4.0, Zuschnitt

Seit Tagen verdichten sich die Anzeichen, dass die seit Jahren angekündigte Währungsreform auf Kuba bevorstehen könnte. Während sich die Hauptstadt Havanna und einige Provinzstädte weiterhin im Corona-Lockdown befinden, haben geleakte Audiomitschnitte und Dokumente, die seit Tagen in den sozialen Netzwerken zirkulieren, die Debatte angefacht. 

Geldpolitik ist Thema in den Medien

Auch in staatlichen Medien war zuletzt auffallend offensiv über das Thema berichtet worden. Mitte August unterstrichen Experten der Zentralbank in der Tageszeitung Granma unter dem Titel „Währungsvereinigung am Horizont Kubas“ die Notwendigkeit der Währungsunion. Vor wenigen Tagen erklärte Oscar Luis Hung, Präsident der Nationalen Vereinigung der Wirtschaftswissenschaftler und Buchhalter (ANEC), im kubanischen Fernsehen, die geldpolitische Umstrukturierung zur Priorität. Sie sei ein entscheidender Schritt für die Entwicklung des Landes.

„In den vergangenen Wochen gab es viele Anzeichen, dass die Währungsunion bevorsteht, angesichts der vielen Beiträge dazu in den staatlichen Medien“, sagt der kubanische Ökonom Omar Everleny, früher an der Uni Havanna, heute als unabhängiger Berater tätig, gegenüber Blickpunkt Lateinamerika. 

Konvertibler Peso orientiert sich am Dollar

In Kuba zirkulieren seit 1994 zwei Währungen, neben dem Peso Cubano (CUP) zunächst der US-Dollar; seit 2004 der sogenannte Konvertible Peso (CUC), dessen Wert an den US-Dollar gekoppelt ist. Der offizielle Wechselkurs beträgt 24:1. In der Buchführung von staatlichen Unternehmen und Banken dagegen wird in der Regel mit einem Kurs von 1:1 gerechnet. Für bestimmte Wirtschaftsbereiche wiederum gibt es eigene Wechselkurse. Das parallele Währungssystem verschleiert jedoch die wirklichen Produktionskosten und verzerrt unter anderem die wirtschaftliche Einschätzung von Investitionen. Bereits im Oktober 2013 hatte die Regierung die Abschaffung der Doppelwährung angekündigt. Die Umsetzung lässt seitdem auf sich warten.

„Als geplant wurde, den CUC abzuschaffen und nur den CUP zu belassen, wurde nicht mit einer solch angespannten wirtschaftlichen Lage wie derzeit gerechnet“, sagt Everleny. Der Corona bedingte Einbruch des Tourismus, rückläufige Geldüberweisungen aus dem Ausland und verschärfte US-Sanktionen haben die Situation verkompliziert. Kuba fehlen wichtige Deviseneinnahmen. Das Land befindet sich in einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise und hat Probleme, seinen internationalen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

Devisenshops gegen die Krise

Um dringend benötigte Devisen einzunehmen, eröffnete die Regierung Ende Oktober 2019 80 staatliche Devisenläden, in denen vor allem Haushaltsgeräte und Autoteile in ausländischen Währungen gekauft werden können. Im Juni kamen Dutzende Geschäfte für Lebensmitel und Hygieneartikel hinzu. Um in den Shops einkaufen zu können, müssen Kubaner bei einer staatlichen Bank ein Konto in US-Dollar einrichten, das mit einer Girokarte verbunden ist. Die Regierung spricht von MLC (Moneda Libremente Convertible), frei konvertierbarer Währung. Der Schwarzmarkt für Devisen hat sich seitdem stark ausgeweitet und der CUC gegenüber US-Dollar und Euro an Wert eingebüßt. 

Mit der Dollarisierung des Einzelhandel bestehe kein Grund mehr, den CUC beizubehalten, so Everleny, da mit dem MLC faktisch eine neue Währung eingeführt wurde, auch wenn die nicht in bar zirkuliert. Eine Abschaffung des CUC bedeute daher nicht das Ende des Zwei-Währungssystems.

Währungsreform braucht Lohnerhöhungen

Everleny geht davon aus, dass der Peso abgewertet wird. Damit werden Exporte gefördert und Importe teurer. „Das heißt, dass die Preise steigen werden, denn für die Unternehmen wird es teurer, Produkte einzukaufen und das wird sich im Endpreis niederschlagen.“ Auch rechnet Everleny damit, dass Subventionen für Grundnahrungsmittel wegfallen. Deshalb müsse die Währungsreform „unbedingt von einer Lohnreform begleitet werden“. Das sei wohl bereits geplant. „Es wird also ein Paket von Maßnahmen geben. Es geht nicht nur darum, den CUC abzuschaffen, sondern die Löhne zu erhöhen, denn die Preise werden steigen und Subventionen wegfallen.“

Angesichts der zahlreichen Gerüchte um eine unmittelbar bevorstehende Währungsreform sah sich die kubanische Zentralbank Ende vergangener Woche zu einer Stellungnahme veranlasst: „In Bezug auf die Gerüchte, die in sozialen Netzwerken über den angeblichen Beginn der Währungsvereinigung zum 1. Oktober 2020 verbreitet werden, stellt die kubanische Zentralbank klar, dass diese Informationen nicht wahr sind“, hieß es in der in allen staatlichen Medien verbreiteten Erklärung. Wenn es eine Entscheidung gebe, werde diese über über offiziellen Kanäle mitgeteilt. Die Zentralbank bekräftigte, dass die Bankeinlagen und Ersparnisse der Bevölkerung sicher seien.

Steigende Corona-Infektionen auf Kuba

Der Anstieg der Infektionszahlen und die Verschärfung der Corona-Maßnahmen könnte die Währungsreform nocheinmal um einige Wochen verschoben haben, so Everleny. Dass die Maßnahme aber demnächst kommt, daran besteht für ihn kein Zweifel. „Der Moment, die Maßnahme durchzuführen, ist jetzt, denn die wirtschaftliche Situation ist so schwierig, dass es schwer vorstellbar ist, dass sie sich in den kommenden Monaten bessert.“

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