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Kuba: Kirche fordert Meinungsfreiheit und Gewaltverzicht

Wenige Tage vor den mit Spannung erwarteten – offiziell aber verbotenen Protesten - meldet sich die Kubanische Bischofskonferenz zu Wort. Sie wirbt für Gewaltverzicht, Reformen und eine Amnestie.

Kathedrale in Santiago de Cuba, einer Hafenstadt am karibischen Meer. Foto (Symbolbild): Adveniat/Martin Steffen

Kathedrale in Santiago de Cuba, einer Hafenstadt am karibischen Meer. Foto (Symbolbild): Adveniat/Martin Steffen

Überraschend deutlich hat sich die katholische Kirche auf Kuba unmittelbar vor den für Montag, 15. November 2021 angekündigten, aber offiziell untersagten Proteste auf die Seite der Demonstranten gestellt, die dieses Recht explizit einfordern. In einer am Donnerstag, 11. November 2021 (Ortszeit) auf der Internetseite der kubanischen Bischofskonferenz veröffentlichen Stellungnahme wirbt die Kirche für ein friedliches Klima und gegenseitigen Respekt.

„In den letzten Wochen haben wir unter anderem eine zunehmende Atmosphäre von Spannungen und Konfrontationen festgestellt, die ungesund ist und niemandem nützt“, heißt es in der Erklärung. Deswegen wollten die Bischöfe die Gelegenheit nutzen dem kubanischen Volk ihre Überlegungen mitzuteilen. 

Meinungsfreiheit gehört zur Menschenwürde

"In den vergangenen Wochen haben wir unter anderem eine zunehmende Atmosphäre von Spannungen und Konfrontationen festgestellt, die ungesund ist und niemandem nützt", heißt es dort. Jeder Mensch verdiene die Achtung und Anerkennung seiner Würde, als Mensch, Kind Gottes, als freier Bürger mit Rechten und Pflichten. "Daher sollte es jedem Kubaner möglich sein, seine persönlichen Meinungen, Gedanken oder Überzeugungen frei und mit Respekt zu äußern und zu teilen, auch wenn sie sich von der Mehrheit unterscheiden", schreiben die Bischöfe weiter.

Jede Gewalt, sei sie physisch, verbal oder psychisch, untergrabe die Seele der kubanischen Nation und verschärfe den Kummer, das Leiden und die Traurigkeit der Familien. Eine verletzte Seele sei nicht in der Lage, eine hoffnungsvolle Zukunft aufzubauen, Gewalt widerspreche dem Willen Gottes.

Zusammenarbeit mit der Opposition

Die Bischöfe rufen zu einem gemeinschaftlichen Projekt der ganzen Nation auf, das alle Gesellschaftsbereiche miteinbeziehe. Ein solches Nationenprojekt, das auch berücksichtige, dass es Unterschiede gibt, werde immer dringender. Zu lesen ist dies als klarer Appell, auf die offiziell verbotene Opposition zuzugehen.

Auch auf die von Menschenrechtsorganisationen erhobenen Vorwürfe staatlicher Repression gehen die Bischöfe ein. Es sei notwendig, Mechanismen zu schaffen, die es jedem Menschen ermöglichten, angesichts der harten täglichen Realitäten, die besonders die Ärmsten und Verwundbarsten plagen und für Unzufriedenheit sorgen, ohne Angst vor Einschüchterung und Repressalien angehört zu werden. Die lang herbeigesehnten Veränderungen, die ein würdiges Leben für alle Kinder der Nation möglich machen würden, müssten umgesetzt werden.

Amnestie für politische Gefangene

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) lobte die Erklärung der Kubanischen Bischofskonferenz. "Dieser mutige Appell der katholischen Bischöfe adressiert eine klare Botschaft an Machthaber Diaz-Canel und die gesamte Machtelite", heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung. Die Kirche wolle einerseits die Eskalation von Gewalt verhindern, mache zugleich aber auch klar, dass die Menschen auf Kuba die Diktatur satthaben.

Mit Blick auf die zahlreichen Verhaftungen nach den Sozialprotesten im Juli, bei denen tausende Menschen gegen die Regierung auf die Straße gingen, fordern die Bischöfe ein Zeichen der Versöhnung. Eine Geste der Nachsicht denen gegenüber, die nach den Ereignissen des Sommers immer noch in Haft seien, würde bei den betroffenen Familien nicht nur Dankbarkeit auslösen, sondern auch die sozialen Spannungen in einem beträchtlichen Maße entschärfen, heißt es. Die Bischöfe ermuntern noch einmal dazu, nicht von den Bemühungen abzuweichen, für Wege der Verständigung, der Versöhnung und des Friedens zu arbeiten.

Regierungsgegner wollen trotz Verbot demonstrieren

In Kuba hatten im Juli tausende Menschen gegen staatliche Repression, für eine demokratische Öffnung des Ein-Parteien-Systems sowie gegen die Versorgungskrise demonstriert. Menschenrechtsorganisationen berichteten über ein gewaltsames Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Proteste. Zahlreiche Journalisten, Künstler, Aktivisten und Intellektuelle wurden verhaftet. Einigen von ihnen drohen jahrelange Haftstrafen.

Regierungsgegner kündigten an, trotzdem demonstrieren zu wollen. Laut Angaben der regierungskritische Organisation "Prisoners Defenders" wurden in den vergangenen zwölf Monaten 683 Personen aus politischen Gründen verhaftet oder verurteilt. 

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat informiert:

Adveniat-Pressemitteilung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Kuba

Autor: Tobias Käufer, kna

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