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Kolumbiens Abtreibungsrecht bleibt streng

Abtreibungsgegner und Befürworterinnen demonstrierten in Bogota. Am Ende entschied die Mehrheit der Verfassungsrichter: Es bleibt bei Kolumbiens restriktivem Gesetz gegen Schwangerschaftsabbrüche.

Abtreibungsgegner und Befürworterinnen demonstrierten in Bogota. Foto: Reuters/L. Gonzalez

Kolumbien hat eines der weltweit schärfsten Abtreibungsverbote, das nur sehr wenige Ausnahmen zulässt. Vor Kolumbiens Verfassungsgericht ging es nun darum, ob die seit 14 Jahren geltende Regelung weiter gültig bleibt. Doch eine Liberalisierung haben die höchsten Richter des südamerikanischen Landes mit sechs zu drei Stimmen abgelehnt. Damit bleibt es dabei, dass eine Abtreibung nur legal ist, wenn die körperliche oder mentale Gesundheit der Mutter in Gefahr ist, das ungeborene Kind keine Überlebenschance hat und die Schwangerschaft Ergebnis von Gewalt oder Inzest ist. Bei einem illegalen Schwangerschaftsabbruch drohen der Frau bis zu zwei Jahre Haft.

Totalverbot beantragt

Dabei ging es ursprünglich sogar um eine Verschärfung der Regelung: Der Fall war vor das Verfassungsgericht gekommen, weil die Anwältin Natalia Bernal dort ein Totalverbot für Abtreibungen gefordert hatte. Stattdessen entfachte sie eine Debatte unter den höchsten Richtern, ob die wenigen Möglichkeiten für legale Abtreibungen sogar erweitert werden sollten. Abtreibungsbefürworterinnen hatten sich bereits Hoffnungen gemacht, da Richter Alejandro Linares Cantillo im vergangenen Monat per Antrag seine Kollegen gebeten hatte, die Zulassung aller Abtreibungen in den ersten drei Monaten in Erwägung zu ziehen. Soweit wollte die Mehrheit der Richter aber nicht gehen. Doch sie lehnten jetzt auch Bernals Forderung nach einem Totalverbot ab, da sie keinen Grund sahen, die Regelung von 2006 zu ändern - also weder diese zu verschärfen, noch das Recht zu liberalisieren.

Demonstrationen vor dem Gericht

Vor der Urteilsverkündung hatten Gegnerinnen und Befürworter des Antrages vor dem Gerichtsgebäude demonstriert. Während die einen blaue T-Shirts und Halstücher trugen, Kruzifixe in die Luft hielten und beteten, schwenkten andere grüne Banner und Schals mit der Aufschrift "Aborto libre", "Freie Abtreibung". Die Entscheidung wurde in weiten Teilen Lateinamerikas aufmerksam verfolgt. Denn dort sind Abtreibungen in sechs Ländern völlig verboten. Das kolumbianische Verfassungsgericht gilt auf dem Kontinent als Referenzinstitution, und die Entscheidung hätte weitreichende Auswirkungen auf die katholisch geprägte Region haben können.

Enttäuschung bei Befürwortern einer Liberalisierung

Menschenrechtsorganisationen und Frauenverbände reagierten mit Empörung auf das Urteil von Bogota. "Die heutige Entscheidung des Verfassungsgerichts war eine verpasste Gelegenheit, auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen, um kolumbianischen Frauen und Mädchen einen sicheren Zugang zur Abtreibung zu ermöglichen", so Paula Avila-Guillen, Leiterin der Lateinamerika-Initiativen am Zentrum für die Gleichstellung der Frau. Amnesty International warf dem Gericht vor, sich von den Frauen abzuwenden. "Wir bedauern, dass das Gericht beschlossen hat, die sexuellen und reproduktiven Rechte von Frauen weiterhin einzuschränken, anstatt ein positives Beispiel für die Region zu geben", sagte die Direktorin von Amnesty International Americas, Erika Guevara Rosas. Abtreibungsgegner reagierten bislang nicht auf das Urteil.

Von schätzungsweise 400.000 Abtreibungen, die jährlich in Kolumbien durchgeführt werden, sollen weniger als 0,08 Prozent legal sein. Bei widerrechtlichen Schwangerschaftsabbrüchen kommt es immer wieder zu schweren Verletzungen oder gar Todesfällen bei den betroffenen Frauen.

Quelle: Deutsche Welle, AR/sti (kann, rtr, ap, dpa)

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