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Kolumbien: Wer schoss auf den Präsidenten?

Ein Attentat auf den Hubschrauber von Kolumbiens Präsident Iván Duque offenbart, wie fragil die Lage in dem südamerikanischen Land derzeit ist.

Kolumbiens Präsident Iván Duque im Juni 2019 bei einem Besuch in Buenos Aires, Argentinien. Foto: Iván Duque, Kaloian Santos Cabrera/ Secretaría de Cultura de la Nación, CC BY-SA 4.0​​​​​​​, Zuschnitt

Kolumbiens Präsident Iván Duque im Juni 2019 bei einem Besuch in Buenos Aires, Argentinien. Foto: Iván DuqueKaloian Santos Cabrera/ Secretaría de Cultura de la NaciónCC BY-SA 4.0, Zuschnitt


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Etwa 20 Sekunden lang dauerte der Beschuss, danach wies der „Black Hawk“ von Präsident Iván Duque eine Handvoll tiefer Einschusslöcher auf. Wäre der Präsidentenhubschrauber abgestürzt, wäre das Land führungslos gewesen. Denn neben dem rechtsgerichteten Präsidenten saßen auch Verteidigungsminister Diego Molano sowie ranghohe Amtsträger aus Justiz und Militär im Helikopter. Wie knapp es war, dass der Hubschrauber zu Boden hätte gehen können, darüber streiten sich nun Experten der Flugsicherheit. Und die für die Sicherheit Duques verantwortlichen Beamten müssen sich auf unangenehme Fragen gefasst machen.

Racheakt oder inszeniertes Attentat?

Politisch brisanter ist allerdings eine andere Frage: Wer hat eigentlich geschossen? Die vielen sich widersprechenden Spekulationen und Theorien zeigen, wie instabil die Lage in Kolumbien derzeit eigentlich ist. Von einem inszenierten Attentat bis zu einer Racheaktion der Guerilla wird über alles spekuliert. Das Land wird seit Wochen von Sozialprotesten erschüttert, die die Regierung teilweise mit brutaler Polizeigewalt niederschlagen ließ. Es folgte eine Phase mit Straßenblockaden und nun zwei Attentate innerhalb kürzester Zeit. Bogotás Bürgermeisterin Claudia López von der „Grünen Partei“ sprach deshalb von einem Anschlag auf die Demokratie, obwohl sie im politischen Alltag eine Kritikerin Duques ist. Auch die katholische Kirche in Kolumbien äußerte sich. Die Bischofskonferenz verurteile die Tat.
 
Duque versuchte sich als harter Mann zu präsentieren: „Diese Regierung wird nicht eine Minute verlieren im Kampf gegen den Drogenhandel, gegen den Terrorismus und das organisierte Verbrechen“, sagte der Präsident. Dabei weiß auch err erst einmal nicht, von wem die Kugeln beim Landeanflug auf die westkolumbianische Grenzstadt Cúcuta abgefeuert wurden.

Grenzregion ist hart umkämpft

In der Region sind sowohl linksgerichtete Guerillagruppen wie die marxistische ELN als auch abtrünnige Kämpfer der inzwischen befriedeten Farc-Guerilla aktiv. Erst vor wenigen Wochen soll in der Grenzregion der prominente Farc-Kommandant Jesus Santrich ums Leben gekommen sein. Hinzu kommen brutale rechtsgerichtete Paramilitärs, die die Vorherrschaft über die strategisch wichtige Grenzregion beanspruchen. Allesamt sind – wie korrupte Politiker und Militärs – in den Drogenhandel verstrickt. Kolumbien ist Kokainproduzent Nummer eins, ein lukrativer illegaler Milliardenmarkt. Und die Mafia hat stets ein Interesse an einem schwachen Staat.
 
Politisch interessant ist, dass Duque selbst am meisten von dem Attentat profitieren könnte, denn er steht unter enormem Druck. Seine Zustimmungsraten sind im Keller. Vor allem die massive Polizeigewalt gegen anfangs friedliche, später aber in Einzelfällen gewalttätige Sozialproteste haben seinem Ruf schwer geschadet. Für den 20. Juli hat das Streikkomitee nun zu neuen Protesten aufgerufen, weil ein Dialog mit der Regierung bislang im Sande verlaufen ist. Nun ist Duque selbst ein Opfer.

Attentate verdrängen Sozialproteste

Erst vor wenigen Tagen war Cúcuta schon einmal Schauplatz eines mysteriösen Anschlags, für den bislang kein Attentäter die Verantwortung übernommen hat. Eine Bombenexplosion in einer Militärkaserne hatte zur Folge, dass mehr als 30 Menschen verletzt wurden. Die Regierung bezichtigte zwar die ELN-Guerilla, die lehnte aber jedwede Verantwortung ab. Tatsache ist: Beide Attentate, für die bislang keine Urheber bekannt sind, haben die Sozialproteste erst einmal aus den Schlagzeilen verdrängt.

Autor: Tobias Käufer, Bogotá

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