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Guatemala |

Klimawandel verschärft Hungerproblem

In dem Dorf Santa Ana Mixtán im Süden Guatemalas stehen drei Viertel aller Felder unter Wasser, seit Ende Mai der Tropensturm ´Agatha´ über die Region hinwegfegte. In anderen Teilen des zentralamerikanischen Landes herrscht dagegen eine starke Dürre. Die extremen Wetterphänomene führen dazu, dass die Nahrungsmittel für die verarmte Bevölkerung immer knapper werden. Viele Einwohner von Santa Ana Mixtán packen mit an, um die Ufer der Flüsse Coyolate und Mascalate zu befestigen.

Als Gegenleistung hat ihnen der Bürgermeister Essensrationen versprochen. "Seit zwei Wochen bekommen wir allerdings nichts mehr, weil die Vorräte aufgebraucht sind", sagt José Asencio im Gespräch mit IPS. Die Lage der 373 Familien am Ort habe sich durch die Klimaveränderungen deutlich verschlechtert, berichtete der Helfer. Der Hurrikan wütete hier besonders heftig.

"Mais, Bananen, Okraschoten – wir haben einfach alles verloren", klagt der Mann. Auch die Weiden für die Tiere seien überflutet. Ähnlich schlimm wie im Departamento Escuintla sieht es auch in San Marcos im Südosten aus. "Alle Felder sind überschwemmt, wir brauchen dringend Lebensmittelhilfen", sagte Amparo Barrios, die in der Küstengemeinde Madronales lebt. Das Wenige, das ´Agatha´ nicht zerstört habe, sei einen Monat später durch den Sturm ´Alex´ vernichtet worden, erklärt sie IPS. In Madronales sind mehr als 200 Familien dringend auf die Ernten angewiesen, um überleben zu können.

Mehr als 160 Sturmopfer

´Agatha´ hinterließ in Guatemala eine Schneise der Verwüstung. 165 Menschen starben bei dem Sturm, mehr als 100.000 erlitten materielle Schäden. Laut der nationalen Katastrophenschutzbehörde gab es beim Durchzug von ´Alex´ zwei Tote und rund 2.000 Geschädigte. Auch die Nachbarländer El Salvador und Honduras waren schwer betroffen. Auf Guatemala haben die Unwetter jedoch die größten Auswirkungen gehabt. Nach Statistiken der Vereinten Nationen lebten ohnehin schon etwa die Hälfte der Einwohner in Armut und 17 Prozent davon sogar im tiefen Elend.

"Der Klimawandel verschlimmert die Armut im Land", sagte Carlos Mancilla vom Umweltministerium. Die sozial schwächeren Bevölkerungsschichten hätten zunehmend Probleme, ihren Alltag zu bewältigen. Der Norden und Osten des Landes leidet unter einem anderen Wetterextrem. Dort hat es seit langem nicht mehr geregnet, und die Böden trocknen immer weiter aus. Mit der Dürre könne man noch weniger zurechtkommen als mit Überschwemmungen, erklärte Mancilla.

Die schlimmste Trockenperiode seit 30 Jahren hat dazu geführt, dass zahlreiche Kinder an akuter Unterernährung starben. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden gehörten im vergangenen Jahr 54 Jungen und Mädchen zu den Opfern. Insgesamt rund 2,5 Millionen Menschen im Land hatten laut UN‐Angaben weniger zu essen als zuvor. Fast 50 Prozent aller guatemaltekischen Kinder seien mangelernährt, mehr als anderswo in Lateinamerika, teilte das UN‐Kinderhilfswerk UNICEF mit. Auch im weltweiten Vergleich liege Guatemala mit dieser Rate weit vorn.

Nach Ansicht von Mancilla sollten sich Maßnahmen gegen den Klimawandel nicht allein auf die Linderung des Hungers der Bevölkerung beschränken. Unter anderem müsse auch überprüft werden, ob Wohnhäuser katastrophensicher gebaut seien.

Guatemala ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geologisch instabil. Vulkane, Verwerfungen und die zahlreichen Flüsse gelten als erhebliche Risikofaktoren. Erst Ende Mai brach der 30 Kilometer von der Hauptstadt Guatemalas entfernte Vulkan Pacaya aus. Im Ascheregen starb ein Mensch, Tausende weitere verletzt oder materiell geschädigt.

Wie Mancilla ankündigte, will die Regierung im Kampf gegen den Klimawandel eine Kommission einsetzen, der Vertreter aus 17 Ministerien und anderen Behörden angehören sollen. Dieser Ausschuss soll unter anderem untersuchen, welche Auswirkungen die neuen Klimabedingungen auf die Produktion von Nahrungsmitteln haben. Ein Klimaschutzinitiative, der Vertreter aus Regierung, Nichtregierungsorganisationen und internationalen Entwicklungsbehörden angehören, engagiert sich außerdem für nachhaltige Landwirtschaft.

Sucely Girón, die Koordinatorin des aus EU‐Mitteln finanzierten nichtstaatlichen Observatoriums für Nahrungssicherheit (ODSAN) warf der Regierung allerdings vor, bisher nicht ausreichend in die Katastrophenprävention investiert zu haben. Das Hauptaugenmerk liege auf dem Wiederaufbau der Infrastruktur, merkte sie an. Dass die Menschen durch ´Agatha´ und ´Alex´ aber auch ihre Ernten und ihre Arbeit verloren hätten, gerate bei den Behörden leicht in Vergessenheit. Nach Ansicht von Girón sollte die Regierung sich aktiv für Mischkulturen in der Landwirtschaft und für die Förderung alternativer Wirtschaftsbereiche wie Tourismus, Fischfang und Handwerk einsetzen.

Autor: Danilo Valladares, deutsche Bearbeitung: Corina Kolbe, in IPS Weltblick

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