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Kirchenvertreter Lateinamerikas starten Initiative gegen Bergbau

Die katholische Kirche setzt sich in Lateinamerika für einen Ausstieg aus dem Bergbau ein: Zu groß seien soziale und ökologische Folgen für die Region. Doch ohne die reichen Industrieländer wird das nicht funktionieren.

Die Katastrophe von Brumadinho aus der Luft: Nach mehr als einem Jahr nach dem Dammbruch eines Rückhaltebeckens mit giftigem Schlamm aus dem Bergbau sind die Schäden immer noch deutlich erkennbar. Foto: Adveniat/Matthias Kopp

Die Katastrophe von Brumadinho aus der Luft: Nach mehr als einem Jahr nach dem Dammbruch eines Rückhaltebeckens mit giftigem Schlamm aus dem Bergbau sind die Schäden immer noch deutlich erkennbar. Foto: Adveniat/Matthias Kopp

Fast täglich kommen Schreckensmeldungen aus Lateinamerika: Wieder ein Umweltschützer ermordet, ein Sozialaktivist getötet oder indigene Landverteidiger von Goldgräbern attackiert. Fast überall zwischen Mexiko und Chile ist die Gewalt gegen jene, die Natur und Menschen schützen wollen, alltäglich geworden. Inzwischen reichen die Mordanschläge meist nur noch für eine Randnotiz in den örtlichen Medien.

Kirchenvertreter protestieren

Eine Gruppe lateinamerikanischer Kirchenvertreter protestiert nun in Europa gegen umweltschädlichen Bergbau in der Heimat. "Wir wollen an die weltweite Geschwisterlichkeit appellieren, von der Papst Franziskus immer wieder spricht, und auf eine ökologische Umkehr hinwirken", sagte jüngst der Journalist und Koordinator Guilherme Cavalli dem Portal Vatican News. "Vor allem aber müssen die Länder des Nordens, die Volkswirtschaften und die globalen Finanzinstitutionen, die in diese Bergbau-Unternehmen investieren, sich ihrer Verantwortung klar werden", so Cavalli weiter.

Zum reichen Norden zählen allerdings nicht nur die westlichen Industriestaaten, sondern auch China. Papst Franziskus hat mit seiner Umweltenzyklika "Laudato Si" den Weg zu einer ökologisch ausgerichteten Kirche vorgegeben, seitdem engagiert sich die Kirche in Lateinamerika laut und offen gegen die Umweltzerstörung durch den Bergbau.

Honduras will Bergbau verbieten

Tatsächlich tut sich etwas in der Region. In Chile wird derzeit an einem Verfassungsentwurf gearbeitet, der die Natur umfassend schützen soll. Gerade erst hat die neue Regierung in Honduras alle Genehmigungen für einen Bergbau unter freiem Himmel für ungültig erklärt.

Konzessionen für die Ausbeutung von Rohstoffen würden widerrufen, da sie dem Staat Honduras schadeten, die natürlichen Ressourcen und die öffentliche Gesundheit angriffen und den Zugang zu Wasser als Menschenrecht einschränkten, hieß es in einer Erklärung des Ministeriums für natürliche Ressourcen, Umwelt und Bergbau. Explorationsgenehmigungen würden im Zuge des Regierungsprogramms 2022-2026 aufgehoben, hieß es weiter.

In Kolumbien wollen der in Umfragen führende "Pacto Historico" um Linkspolitiker Gustavo Petro und Goldman-Umweltpreisträgerin Francia Marquez die "Abhängigkeit vom Bergbau" beenden und mit dem "Umbau zu einer produktiven Wirtschaft basierend auf Respekt vor der Natur" beginnen.

Globaler Rohstoffhunger

Dem gegenüber steht allerdings ein globaler Rohstoffhunger, der durch den Ukraine-Krieg noch einmal angeheizt wird. Plötzlich sucht der Westen händeringend nach Ersatzlieferanten für klimaschädliche fossile Brennstoffe. Länder wie Brasilien oder Venezuela dürfen sich Hoffnung machen, für Russland in die Bresche zu springen - trotz katastrophaler Bedingungen für Umweltschützer vor Ort. In Kolumbien und Venezuela sind es Guerillagruppen und paramilitärische Banden, die den oft illegalen Bergbau kontrollieren. Vielfach mit Toleranz des Staates und korrupter Politiker. Auch der Kampf ums Lithium, dessen wasserintensiver Abbau umstritten ist, führt in Ländern wie Argentinien, Chile oder Bolivien zu Diskussionen. Lithium wird unter anderem für Akkus von E-Autos benötigt.

Die Aktivisten-Gruppe aus Brasilien, Kolumbien, Honduras und Ecuador - darunter Laien, aber auch ein Bischof - will bis Anfang April durch Europa reisen, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Geplant sind Stopps in Deutschland, Italien, Belgien, Österreich und Spanien. Auch im Vatikan soll es Treffen geben: mit der Entwicklungsbehörde und der Lateinamerika-Kommission. Zu den Unterstützern der Aktion zählen unter anderem die Brasilianische Bischofskonferenz und das deutsche Hilfswerk Misereor.

Katastrophe von Brumadinho als Beispiel

Bergbau gehe in Lateinamerika immer schon mit massiven Verletzungen von Menschenrechten und von Rechten der Mutter Erde einher, so Koordinator Cavalli. Trinkwasser werde verseucht, die Luft verpestet und die Gesundheit der Menschen geschädigt. Betroffene, die sich dagegen wehrten, würden oft kriminalisiert oder gar getötet, klagte Cavalli. Als konkretes Beispiel führt seine Gruppe den Dammbruch des Abraumbeckens einer Eisenerzmine in Brasilien an. 2019 starben in Brumadinho mindestens 272 Menschen, Trinkwasser für Tausende wurde verseucht.

Quelle: kna, Autor: Tobias Käufer, Bogotá

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