Kirche: Ortega soll auf Provokationen verzichten
Vor den mit Spannung erwarteten Protesten von Oppositionellen in Nicaragua am Samstag ruft die dortige Bischofskonferenz zu friedlichen Demonstrationen auf. Zugleich mahnte die Kirche die Regierung des sandinistischen Staatspräsidenten Daniel Ortega, auf Provokationen zu verzichten. Unter anderem hatten Ortega-Anhänger eine Gegendemonstration angekündigt. Bei einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Managua warnten die Bischöfe des mittelamerikanischen Landes am Freitag, die Meinungsfreiheit sei in Gefahr. Wer auf die Straße gehe, um gegen die Herrschenden zu protestieren, sei der Willkür des Regierungsapparates ausgesetzt.
Der Vizepräsident der Bischofskonferenz, Juan Abelardo Mata von Esteli, sagte der Tageszeitung "El Nuevo Diario", die Regierung habe durch verschiedene Stellungnahmen in der Vergangenheit zur wachsenden Gewaltbereitschaft im Land beigetragen.
Unterdessen überraschte Präsident Ortega mit der Ankündigung, einen Orden zu Ehren von Kardinal Obando y Bravo aus der Taufe zu heben. Darauf reagierten sowohl Anhänger als auch Gegner der sandinistischen Regierung überrascht. "Ortega hat erneut gegen die Verfassung verstoßen", kommentierte die Tageszeitung "La Prensa". Eine solche Auszeichnung dürfe nach geltendem Recht nicht mit dem Namen noch lebender Personen versehen werden.
In Internetforen der Tageszeitungen kritisieren zahlreiche Leser, dass der Kardinal die Auszeichnung nicht abgelehnt habe, obwohl sich die katholische Kirche des Landes im ständigen Disput mit der Ortega-Regierung befinde. Zuletzt hatten die Bischöfe eine umstrittene Entscheidung des obersten Gerichtshofes kritisiert, die Ortega eine erneute Präsidentschaftskandidatur ermöglicht, obwohl diese nicht in der Verfassung vorgesehen ist. - Der 83-jährige Kardinal gehörte in den 1970er und 80er Jahren zu den schärfsten Kritikern der sandinistischen Links-Diktatur unter Ortega.
Quelle: kna