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Nicaragua |

Katholische Kirche aktiv gegen Gewalt

Die katholische Kirche versucht im Nicaragua-Konflikt zu vermitteln und nimmt dabei eine politische Haltung ein. (Foto: Reuters/O. Rivas)
Die katholische Kirche versucht im Nicaragua-Konflikt zu vermitteln und nimmt dabei eine politische Haltung ein. (Foto: Reuters/O. Rivas)

In Nicaragua bemüht sich die katholische Bischofskonferenz um eine Vermittlung in dem gewaltsamen Konflikt, der das Land erschüttert. Nun sind auch die Bischöfe und Priester auf die Straße gegangen, um zusammen mit den Opfern der Gewaltausbrüche dem "Massaker", wie sie selbst es nennen, ein Ende zu setzen.

Seit Wochen finden in Nicaragua Massenproteste gegen die sandinistische Regierung von Daniel Ortega statt. Die Regierungsgegner fordern den sofortigen Rücktritt der Regierung und werfen ihr systematische Gewaltanwendung gegen Demonstranten vor. Die Unruhen in Nicaragua hatten Mitte April begonnen, als Sicherheitskräfte Demonstrationen gegen Rentenkürzungen gewaltsam niederschlugen. Seither weiteten sich die Proteste auf das ganze Land aus. Die katholische Kirche schweigt nicht angesichts der gewalttätigen Einsätze gegen die Proteste und mischt sich als Vermittler und als Teil der Opposition ein. Was ist von ihrer traditionellen Verbundenheit mit der Linken, der sandinistischen Revolution und der Befreiungstheologie (südamerikanische, gesellschaftskritische Stimme der Armen) geblieben?

Im Gespräch mit der DW, erläutern Experten, dass die Kirche in Nicaragua immer heterogene Positionen und unterschiedliche Strömungen in sich vereinte. "In den 1960er Jahren wandten sich viele Priester mit einer Interpretation des Evangeliums, das die sozialen Aspekte betonte, den Linken und der Befreiungstheologie zu. Den Höhepunkt erreichte diese Strömung in den 1980er Jahren mit dem Sieg der sandinistischen Revolution und einigen berühmten Vertretern, allen voran Ernesto Cardenal", sagt der nicaraguanische Historiker Antonio Monte, Doktorand an der Freien Universität Berlin.

 

Aktivere Rolle in der Innenpolitik

 

Aber nicht alle innerhalb der Kirche schlossen sich dieser Strömung an. "Es gibt konservative Kräfte in der Kirche, die die sandinistische Regierung und Ortega kritisieren", sagt Prof. Dr. Volker Wünderlich an der Leibnitz-Universität in Hannover. Dr. José Luis Rocha, Soziologe an der Zentralamerikanischen Universität (UCA) in Nicaragua, erläutert: "Während eine Gruppe von Priestern und viele Laien die Theologie der Befreiung begrüßten und den revolutionären Prozess im Land unterstützen, stand die kirchliche Hierarchie, also fast alle Bischöfe, in den 1980er Jahren der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront (FSLN) feindselig gegenüber."

Nicht alle Priester traten der FSLN bei, und viele verließen den FSLN auch wieder. Im Jahre 2007 gab es sogar eine Annäherung zwischen Staatschef Daniel Ortega und dem konservativen Flügel der Kirche. "Obwohl sie eigentlich verfeindet waren, schlossen sie einen Pakt", sagt Monte. Dadurch bleiben einige Gesetze die der Kirche wichtig waren intakt, wie zum Beispiel das absolute und ausnahmslose Abtreibungsverbot. Die neue regierungskritische Strömung innerhalb der Kirche hat aber "weder offiziell noch im Verborgenen irgendetwas mit dem Sandinismus zu tun", bekräftigt Monte. "Die Kirche nimmt wieder eine aktive Rolle in der nationalen Politik ein, aber nicht in der Gestalt der Befreiungstheologie", bestätigt Volker Wünderlich.

Soziale Verantwortung und Ablehnung der Gewalt

Dem stimmt auch Luis Rocha zu: "Was jetzt gerade geschieht, hat nichts mit der Befreiungstheologie zu tun. Die ist in Nicaragua weitgehend in Vergessenheit geraten. Sowohl progressive als auch konservative Priester sind gegen die Regierungspartei FSLN, die ihrer Ansicht nach keine Partei mehr ist, sondern eher eine unternehmerfreundliche Vereinigung. Die Opposition der Kirche basiert nicht auf ideologischen Kriterien, sondern kritisiert die Repression die Ortega seit seinem Amtsantritt 2006 ausübt".

Antonio Monte weist darauf hin, dass die katholische Kirche eine der ersten Institutionen war, die sich für ein Ende der Gewalt und für die protestierenden Studenten einsetzte. "Die Kirche regiert heute mehr im Rahmen des Diskurses über die Menschenrechte. Angesichts der aktuellen Ereignisse, in denen Regierungskräfte nicht nur Teile der Bevölkerung unterdrücken, sondern auch Morde ausüben, verteidigt die Kirche das Recht auf Leben, die Bewegungsfreiheit, die freie Meinungsäußerung und die Würde des Menschen.

Seit dem Beginn der Proteste im April hat der Konflikt in Nicaragua über 280 Menschenleben gefordert. Die Bischofskonferenz wartet auf eine Antwort der Regierung auf die am 7. Juni vorgelegten Vorschläge zur Befriedung des Landes. Sie beinhalten die Vorverlegung der Wahlen auf den März 2019. Eine Wiederwahl von Daniel Ortega soll dabei ausgeschlossen sein. Der Weihbischof von Managua, Silvio José Báez sagt dazu: "Keine Todesopfer mehr durch paramilitärische Einheiten, nicht ein weiterer Nicaraguaner darf dem Blutvergießen im Land zum Opfer fallen".

Quelle: Deutsche Welle

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