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Katholisch, links - Honduras hofft auf Xioamara Castro

Xiomara Castro Anfang Dezember 2021. Foto: PrachataiCC BY-NC-ND 2.0

Auch wenige Wochen nach ihrem Wahlsieg änderte das Ehepaar Xiomara Castro und Manuel Zelaya ihre Tradition nicht: Am ersten Tag des Jahres besuchte die künftige Präsidentin des mittelamerikanischen Landes gemeinsam mit dem ehemaligen Staatsoberhaupt die Gemeinde Dulce Nombre de Culmi, um an den dortigen Patronats-Feierlichkeiten teilzunehmen und - wie die Tageszeitung "El Heraldo" kommentierte - "ihre Leidenschaft für die katholische Religion zu bekennen".

Inzwischen wird die strahlende Wahlsiegerin Xiomara Castro auf Schritt und Schritt begleitet, das Land fiebert ihrem Amtsantritt Ende Januar entgehen. Die am 30. September 1959 in der Hauptstadt Tegugicalpa geborene Linkspolitikerin holte bei den Wahlen im Dezember mehr als 1,7 Millionen Stimmen - ein neuer Rekord. Zugleich ist Castro die erste Frau, die in Honduras an der Spitze des Staates steht.

Regierung der Versöhnung

Mit ihrer Wahl endeten zugleich zwei dunkle Kapitel in der jüngeren Geschichte: Der Staatsstreich gegen ihren Ehemann Manuel Zelaya im Jahr 2009 und der umstrittene Wahlausgang 2017, bei dem der rechtskonservative Präsident Juan Orlando Hernández im Amt bestätigt wurde. An der Rechtmäßigkeit gab es erhebliche Zweifel, inzwischen hält die US-Justiz Orlando Hernández für einen Drogenhändler. 2017 unterlag ihm der Linkskandidat Salvador Nasralla; er soll nun Vizepräsident unter Castro werden.

"Wir streben eine direkte partizipative Demokratie an", sagte Castro und versprach eine Regierung der Versöhnung: "Ich reiche meinen Gegnern die Hand, weil ich keine Feinde habe." Die Heilung alter Wunden ist eine Sache, die Lösung der aktuellen Probleme eine ganz andere: Honduras ist eines der ärmsten Länder der Region und zugleich ein Migrations-Hotspot. Gewalt, politische und wirtschaftliche Korruption verhinderten, dass sich das Land weiter entwickeln konnte. Zudem sorgten verheerende Wirbelstürme für die Zerstörung von Ernten und Infrastruktur. Vor allem das Durchgangsland Mexiko und das Zielland USA haben deshalb Interesse daran, dass Castro das Land stabilisiert und die Bevölkerung wieder eine Perspektive für sich erkennt.

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador kündigte ein baldiges Treffen mit Castro an. Auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris dürfte daran interessiert sein, bald konstruktive Gespräche aufzunehmen. Sie ist in der Biden-Administration für die Migrationspolitik zuständig und braucht dringend Verbündete. Erst vor wenigen Monaten brachen erneut zwei große Migrationskarawanen aus Mexiko - mit einem großen Anteil an Honduranern - in Richtung Norden auf.

Gute Beziehung zur Kirche

Die Kirche in Honduras hatte der designierten Präsidentin Xiomara Castro schnell zu ihrem Wahlerfolg gratuliert. Das klare Wahlergebnis für Castro sei Ausdruck dafür, dass sich die Mehrheit der Wähler für ein Projekt ausgesprochen habe. Der honduranische Kardinal Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga erklärte, er hoffe, dass mit "dem Lichte Christi nun eine neue Zeit, etwas Besseres, eine neue Etappe in unserer Geschichte beginnt". Auch für ihn schließt sich der Kreis. Er hatte den Staatsstreich 2009 nicht kategorisch verurteilt, was ihm in linken Kreisen den Vorwurf einbrachte, er sei ein "Putsch-Kardinal".

In einem Punkt dürften Kirche und neue Präsidentin bereits jetzt übereinstimmen. Beide lehnen die umstrittenen Sonderwirtschaftszonen (ZEDE) ab. "Wir unterstützen die Schaffung der ZEDE nicht", hieß es vor den Wahlen in einer Stellungnahme der Honduranischen Bischofskonferenz. Aus Würde, Gerechtigkeit und aus patriotischer Liebe wollten die Bischöfe nicht zu Zuschauern von Enteignung und irreversibler Zersetzung des Landes werden, hieß es weiter. Kritiker sehen in den Sonderwirtschaftszonen vor allem Steuersparmodelle und rechtsfreie Räume für Superreiche.

Ende Januar muss Castro nun beweisen, dass sie die in sie gesteckten Hoffnungen nicht enttäuschen wird. Das Land erwartet eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik, die neue Arbeitsplätze schafft und ein beherztes Bekämpfen von Alltagskriminalität und Korruption.

Autor: Tobias Käufer (KNA)

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