Kardinal Rosa Chavez: Lage in El Salvador "tickende Zeitbombe"
Die Situation in den durch die jüngsten Verhaftungswellen gefüllten Gefängnissen in El Salvador gleicht nach Einschätzung von Kardinal Gregorio Rosa Chávez "einer tickenden Zeitbombe". Es herrsche eine trügerische Ruhe im Land, sagte er laut "Diario CoLatino" am Montag, 16. Mai 2022 (Onlineausgabe). "Wir betrügen uns selbst", so der Projektpartner des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Die Menschen sagten, es sei nun ruhig in der Nachbarschaft, es gebe keine Erpressungen mehr. Die Frage sei aber, was mit so vielen Menschen passiere, die sich im Gefängnis mit so viel Hass aufladen würden, gab Rosa Chávez zu bedenken.
Nach einem Gewaltausbruch mit Dutzenden Toten hatte Präsident Nayib Bukele Ende März einen vom Parlament abgesegneten Ausnahmezustand ausgerufen, der unterdessen um weitere 30 Tage verlängert wurde. Die inzwischen mehr als 30.000 Verhafteten sollen laut offiziellen Angaben Mitglieder der Mara-Banden sein. Die mafia-ähnlich organisierten Jugendbanden stellen in dem mittelamerikanischen Land seit Jahren ein Problem dar. Menschenrechtsorganisationen, wie auch die katholische Kirche, kritisierten die Maßnahmen und sprachen von einer erheblichen Verletzung der Grundrechte.
Unter dem Begriff Mara werden mafiöse Gangs zusammengefasst, die vor allem in El Salvador, Guatemala und Honduras verbreitet sind. Allein in El Salvador gehen Experten von etwa 60.000 Bandenmitgliedern aus sowie 500.000 Menschen, die mit den "Pandilleros" verbunden sind. Wegen der großen Armut in Mittelamerika geraten schon Kinder in die Fänge der Mara-Banden.