Junge Peruaner sprechen wieder gerne Quechua
Vor allem die Generation der „Millennials“ besinnt sich auf ihre kulturellen Wurzeln und pflegt die indigene Sprache Quechua, die neben Spanisch und Aymara offizielle Landessprache in Peru ist.
Für den Linguisten Carlos Molina Vital sind die Millenials, die im Zeitraum 1981 bis 1996 geborenen Peruanerinnen und Peruaner, der „Motor“ der Renaissance des Quechua. Sie seien in einem stabileren wirtschaftlichen und politischen Umfeld aufgewachsen als ihre Vorfahren, zitiert die spanische Zeitung „El País“ den Sprachwissenschaftler. Dies erleichtere es, über die eigenen Ursprünge nachzudenken.
Quechua ist in Peru neben Spanisch Amtssprache, ebenso wie Aymara. Seine Verwendung im Parlament sollte daher eine Selbstverständlichkeit sein. Als der neue Premierminister Guido Bellido aber eine zweiminütige Grußbotschaft in der indigenen Sprache an die Abgeordneten richtete, kam es zu Zwischenrufen einiger Parlamentarier. Die Kongress-Vorsitzende Maricarmen Alva forderte Bellido daraufhin dazu auf, in Spanisch fortzufahren, da er von vielen nicht verstanden werde. Dieser antwortete in seiner Muttersprache Quechua, Artikel 48 der peruanischen Verfassung erkläre Quechua neben Spanisch zu einer offiziellen Sprache des Landes.
Ausgrenzung durch Sprache
Der Premierminister, dessen Mutter selbst kein Spanisch sprach, erinnerte daran, dass viele Peruaner ihr Leben lang nichts von dem verstanden hätten, was im Parlament gesagt wurde. Ihm gehe es darum, alle Peruaner zu integrieren, vor allem die Indigenen. Einige oppositionelle Abgeordnete und peruanische Prominente empfinden dagegen die Verwendung des Quechua als spalterisch und provokant. Dabei sprechen fast vier Millionen Peruaner - das sind 14 Prozent der Bevölkerung - Quechua. Alles, was benötigt wird, ist eine Übersetzerin oder ein Übersetzer im Parlament.
In der peruanischen Musik verwenden junge Künstler, die sich ihrer kulturellen Wurzeln bewusst werden, seit einigen Jahren vermehrt Quechua. Dank digitaler Verbreitung erreichen sie ein großes junges Publikum und tragen die Sprache auch in Perus Großstädte. Traditionell wurde sie im familiären Bereich verwendet, mehr und mehr erobert sie nun den öffentlichen Raum. Linguist Molina zufolge ist die Sprache Quechua rund 5.000 Jahre alt. In Peru gibt es insgesamt 47 indigene Sprachen. Die Volkszählung erfasst zwar nicht, wie viele Peruaner sowohl Spanisch als auch Quechua sprechen - es dürften aber deutlich mehr sein, als allgemeinhin vermutet wird.