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Jesús Santrich - Der Tod des Guerilleros hat Sprengkraft

Jesús Santrich (53), der „Popstar“ der kolumbianischen Farc-Guerilla, ist tot. Der Guerilla-Kommandeur hatte das ausgehandelte Friedensabkommen nicht akzeptiert und 2019 wieder zu den Waffen gegriffen. 

Jesus Santrich bei einem Farc-Kongress in Bogotá, Kolumbien. Foto: Tobias Käufer

Jesus Santrich bei einem Farc-Kongress in Bogotá, Kolumbien. Foto: Tobias Käufer

Jesús Santrich (53) war der „Popstar“ der kolumbianischen Farc-Guerilla. Nun ist er tot. Getötet offenbar auf venezolanischem Staatsgebiet. Das allein ist im ewigen Dauerkonflikt zwischen den beiden ideologischen Todfeinden Kolumbien und Venezuela eine Nachricht mit viel Sprengkraft, denn dass sich ehemalige ranghohe gesuchte Guerilleros aus Kolumbien im Nachbarland offenbar unter dem Schutz Venezuelas frei bewegen können, ist politisch hoch brisant.

Umstände des Todes noch unklar

Noch gefährlicher ist die Frage, wie Santrich starb. Waren es Kopfgeldjäger, war es eine Spezialeinheit der kolumbianischen Armee, war es das venezolanische Militär, waren es rivalisierende Guerillagruppen? Das alles wird derzeit in den örtlichen Medien spekuliert, je nach politischer Ausrichtung mit unterschiedlicher Schuldzuweisung. Die Umstände des Todes haben eine große Relevanz, denn in der hoch militarisierten Zone zwischen beiden Ländern, deren Regierungen im eigenen Land hoch umstritten sind und die einen außenpolitischen Konflikt zur Ablenkung gut gebrauchen könnten, reicht ein Funke, um das Pulverfass zur Explosion zu bringen.

Dahinter stecken zudem die Interessen der Großmächte: China und Russland stützen Venezuela, Kolumbien ist Nato-Partner, der einzige in Lateinamerika. Schon seit Monaten toben auf venezolanischem Gebiet heftige Kämpfe zwischen der venezolanischen Armee und kolumbianischen Guerillagruppen. Dabei soll es sich um abtrünnige Kämpfer der inzwischen befriedeten Farc-Guerilla handeln, die sich dem 2016 vereinbarten Friedensvertrag verweigern und auf eigene Rechnung weiterkämpfen. Das führt zu einer Massenvertreibung von venezolanischen Zivilisten im Grenzgebiet.

Kämpfe im Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Venezuela

Die US-Justiz wirft Santrich vor, tief in den Drogenhandel verwickelt zu sein. Es gibt ein Video, das zeigt, wie Santrich bereit gewesen sein soll, über eine Lieferung von Tonnen von Kokain zu sprechen. Das sei eine Falle, ein Fake gewesen, erklärte dieser anschließend. Er trug eine dunkle Sonnenbrille, die er nach eigenen Angaben wegen einer Augenkrankheit tragen musste und zu seinem Markenzeichen wurde.

Nun ist Santrich tot. Seine Guerilla-Einheit wirft dem kolumbianischen Militär vor, ihn auf Befehl des kolumbianischen Präsidenten Iván Duque getötet zu haben. Das alles müsste eigentlich eine unabhängige internationale Kommission klären, damit in der hoch angespannten Atmosphäre nicht auch noch ein Krieg zwischen den beiden Nachbarländern ausbricht. Es steht allerdings zu befürchten, dass in dieser Region Lateinamerikas das passiert, was immer passiert: Die unterschiedlichen ideologischen Lager präsentieren ihre eigenen Wahrheiten – für die tatsächliche bleibt dann kein Platz mehr.

Autor: Tobias Käufer

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