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Jamaika: Rundfunkbehörde verbietet Gewalt verherrlichende Musik

Studio eines Radiosenders in Haiti. Foto (Symbolbild): Adveniat/Florian Kopp

Studio eines Radiosenders in Haiti. Foto (Symbolbild): Adveniat/Florian Kopp

Die Rundfunkbehörde in Jamaika hat verboten, Musik und Videos zu senden, die Gewalt und kriminelle Aktivitäten verherrlichen oder fördern, wie zum Beispiel Drogenkonsum, die Verwendung von Waffen oder Betrug. Es solle der falsche Eindruck vermeiden werden, dass Kriminalität ein anerkannter Bestandteil der jamaikanischen Kultur und Gesellschaft sei, rechtfertigt die jamaikanische Regierung das Gesetz.

Kunst als Ausdruck der Realität

Mehrere jamaikanische Künstler kritisieren, die Maßnahme werde bei der Bekämpfung der Kriminalität nicht viel bewirken. So sagte der Grammy-Gewinner Stephen McGregor: „Kunst ahmt das Leben nach, und die Musik entsteht aus dem, was auf Jamaika tatsächlich passiert.“ Durch das Verbot soll vor allem das hohe Ausmaß an Schusswaffengewalt eingedämmt werden. Jamaika hatte 2021 die höchste Mordrate in Lateinamerika und der Karibik. 

Nach Ansicht der Rundfunkbehörde sorgen die beanstandete Musik und die Videos dafür, dass jungen Menschen Kriminalität als normal erscheine. Die Direktive rät den Sendern außerdem, „Urban Slang“ zu vermeiden, in dem es etwa ums Geldmachen oder einen verschwenderischen Lebensstil gehe. Als Beispiel wird der Ausdruck „Jungle Justice“ genannt. 

Der Künstler McGregor, auch als DJ Genius bekannt, kritisiert, dass die freie Rede auf Jamaika beschnitten werde. Die Regierung täte besser daran, sich mit den Ursachen von Gewalt zu befassen, vor allem mit der durch die Pandemie verstärkten schweren Wirtschaftskrise. Künstler würden zu Sündenböcken gemacht. Es sei eine Illusion zu glauben, Künstler könnten unter den herrschenden Umständen „One Love, One Heart“-Musik produzieren. Kreative Menschen könnten nicht dazu gezwungen werden, ein Bild von etwas zu malen, das in der Realität nicht vorhanden sei. 

Spotify und Youtube statt Radio 

Welche Folgen ein Verstoß hätte, ließ die Rundfunkbehörde bislang offen. Sie ruft die Öffentlichkeit dazu auf, bei einem Verstoß Meldung zu erstatten. Ähnliche Verbote hatte es auf Jamaika bereits in der Vergangenheit gegeben, die Beschränkungen wurden aber der britischen Zeitung „The Guardian“ zufolge nie lange aufrechterhalten. Weitere jamaikanische Künstler haben ihre Kritik auf Social Media geäußert. Auch sie bezweifeln, dass sich das Verbot positiv auswirkt und die Gewalt vermindert. Zudem nutzten junge Menschen vor allem Streamingplattformen wie YouTube und Spotify. Auf Twitter schrieb DJ Genius süffisant: „Niemand aus der jüngeren Generation hört im Jahr 2022 noch freiwillig Radio.“

bs (cnn, rnd, theguardian)

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