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Mexiko |

Jagd auf Migranten

Drogenkartelle organisieren Massenentführungen in Mexiko.

San José. "Zu all den Menschenrechtsverletzungen, unter denen die Migranten leiden, hat sich ein neues Schreckensszenario gesellt", sagt Padre Pedro Pantocha. Seit fast neun Jahren leitet der katholische Geistliche das "Haus der Migranten" in Saltillo im mexikanischen Coahuila nahe der Grenze zu den USA. Er seufzt und berichtet von Unglaublichem: der Entführung und Ermordung vieler Tausender undokumentierter Migranten, die aus Mittelamerika kommen und ihr Glück im Norden versuchen.

Der mexikanische Menschenrechtsbericht aus dem Frühjahr belegt: In nur sieben Monaten habe die Menschenrechtskommission Berichte über mehr als 10.000 Entführungsopfer erhalten. Massenhafte "Expressentführungen" undokumentierter Migranten aus Mittelamerika boomen. Die Drogenkartelle bereichern sich damit um schätzungsweise 25 Millionen US-Dollar (Tageskurs 17 Millionen Euro) jährlich.

Der salvadorianische Journalist Oscar Martinez arbeitet für die renommierte Online-Zeitung "ElFaro.net" seit einem Jahr in dem Spezialprojekt "En El Camino" (Auf dem Weg). Er berichtet aus der Grenzregion Mexiko-USA, indem er Migranten auf ihrem gefährlichen Weg begleitet. Die Reportagen sind atemberaubend, wenn er berichtet, wie die Menschenrechte der Reisenden mit Füßen getreten werden, wie sie ausgeraubt und ausgebeutet werden.
Doch was sich seit dem vergangenen Jahr ereignet, ist ohne Vergleich: "Bereits am Jahresende 2008 haben wir einen Bericht mit dem Titel ´Entführungen, die niemanden interessierten´, veröffentlicht. Die mexikanischen Medien haben dazu einige Artikel gebracht, dann war wieder Schweigen. Die Behörden haben nichts getan", berichtet Martinez. Mit seinen neuen Enthüllungen brachte er es kürzlich zu einer Titelgeschichte des führenden mexikanischen Nachrichtenmagazins "Proceso".

Im Grenzgebiet zu Texas bekommen es die Migranten mit einem neuen Akteur zu tun. Die von den US-Behörden errichtete Mauer bietet immer weniger Durchschlupfmöglichkeiten - und um die konkurrieren die Wanderer mit den Drogenkartellen. Nicht nur das: Die Kartelle haben mit den Entführungen eine Möglichkeit zur Bereicherung entdeckt. Sie beherrschen die Region. Ihr bewaffneter Arm sind die sogenannten Zetas, die auf eine desertierte Eliteeinheit des mexikanischen Militärs zurückgehen und heute als eigenständiges Drogenkartell agieren.

Wie ein Krake bedienen die "Zetas" ein Netzwerk aus Helfern und korrupten Staatsbediensteten in der Region. Sie mieten abgelegene Bauernhöfe wie "La Victoria", aber auch Stadtwohnungen an, wo sie die Entführten gefangen halten. Oscar Martinez recherchierte einen Fall, bei dem das Militär 52 Migranten ohne Papiere nach einer Woche befreien konnte. Zwei Verschleppten war die Flucht geglückt, und sie liefen einer Patrouille in die Arme.
Zu den Helfern der "Zetas" gehören Spitzel, die sich unter die Migranten mischen und sie aushorchen. Wenn dann das Kommando von ein bis zwei Dutzend "Zetas" mit MPs den Zug überfällt und alle Migranten entführt, werden sie in drei Gruppen aufgeteilt: solche mit Familie in den USA, solche, bei denen nicht klar ist, ob sie Angehörige im Norden haben, und zuletzt jene ohne Familienanschluss. Erstere werden um bis zu 5.000 US-Dollar erpresst, die per Eilüberweisung übermittelt werden. Die zweiten haben die Chance, sich mit Angehörigen in Verbindung zu setzen. Wer aber "nichts wert ist" und auch keinen Auftrag für die Entführer übernehmen kann, läuft Gefahr, ermordet zu werden. Martinez: "Ehre kennen diese Verbrecher nicht. Es sind auch schon Migranten ermordet worden, für die das geforderte Lösegeld bezahlt worden war."

Text: Torge Löding (KNA)

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