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Interview - Bischof Moronta: "Proteste sind Ausdruck des Volkswillens" 

Nach Jahren politischer Konflikte zwischen Regierung und Opposition und einer anhaltenden Versorgungskrise ist die Situation in Venezuela seit vergangener Woche eskaliert. Bischof Mario del Valle Moronta Rodriguez (69) aus der venezolanischen Diözese San Cristobal berichtet im Interview über die Lage in seinem Heimatland, die Demonstrationen und die Massenflucht aus Venezuela.

Bischof Moronta bei der Armenspeisung in Venezuela (Foto: Adveniat/Kopp)

Herr Bischof, in der vergangenen Woche sind Hunderttausende in Venezuela auf die Straße gegangen, um gegen die Regierung zu demonstrieren und den Interimspräsidenten Juan Guaido zu unterstützen. Wie waren Ihre Eindrücke?

Moronta: Wir haben mit sehr großer Spannung die Entwicklungen der vergangenen Tage in Venezuela und die Demonstrationen am 23. Januar verfolgt. Dieser Protestmarsch hatte einen ganz besonderen Charakter - denn obwohl er von einer politischen Seite ausgerufen wurde, war unser Eindruck, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung auf die Straße gegangen ist, um die Wahrung ihrer Rechte und des Respekts vor den Institutionen einzufordern - und eine Lösung der enormen Probleme, unter denen die Menschen leiden.

Wie war die Atmosphäre?

Der überwiegende Teil der Märsche war friedlich und zivilisiert. Leider kam es in einigen Landesteilen zu Gewalt und Unterdrückung. Hier in Tachira gab es zwei Tote und zahlreiche Verletzte. Ich fordere nicht nur Solidarität mit den Angehörigen der Toten und den Verletzten, sondern auch, dass die Autoritäten die Verantwortlichen für die Morde verhaften und zur Rechenschaft ziehen.

Viele Bischöfe haben sich auf die Seite der Demonstranten gestellt. Die Bischofskonferenz hat die am 10. Januar begonnene zweite Amtszeit von Präsident Nicolas Maduro als illegitim und moralisch inakzeptabel bezeichnet.

Die Botschaft des Volkes ist klar - und auch die unserer Bischofskonferenz. Wir haben unsere Botschaft als Teil dieses Volkes ausgesandt, dessen Diener wir sind.

Wer war bei diesem Marsch dabei?

Es war ein Marsch der Hoffnung, die nicht nur eine Person oder ein Projekt repräsentiert, sondern das ganze Volk. Es waren alle sozialen Klassen dabei; auch Leute, die eigentlich aus dem Chavismus kommen und die so ihren Willen ausgedrückt haben.

Schon Millionen Venezolaner haben ihre Heimat verlassen. Wie sehen Sie diesen Massenexodus?

Das Thema Weggang aus Venezuela trifft uns sehr, auch weil Venezuela von Beginn an eigentlich immer ein Land der Einwanderer war. Nun verlassen viele das Land, um woanders bessere Bedingungen für ihr Leben zu finden. Eigentlich sind wir Venezolaner nicht gewohnt auszuwandern. Wir sehen mit großer Besorgnis, dass nicht nur junge Leute gehen, sondern ganze Familien. Wir sehen hier im Grenzgebiet immer mehr komplette Familien mit ihren Kindern, mit ihren Großeltern, mit ihren Koffern, die weggehen wollen, um eine neue, bessere Zukunft zu finden.

Es ist keine einfache Entscheidung, alles hinter sich zu lassen. Irgendwo in der Fremde muss man bei Null anfangen. Leider gibt es durch das schlechte Verhalten einiger weniger Migranten im Ausland Probleme, die Reaktionen der Einheimischen auslösen. Die Mehrheit der Venezolaner, die ins Ausland gehen, will arbeiten, will nach vorne kommen und sich zumindest grundlegende Bedingungen erarbeiten, die ein würdiges Leben ermöglichen.
 

Interview von Rene Mendez und Tobias Käufer (KNA)

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