Interimsregierung im Dauerkonflikt mit Ex-Präsident Morales
Die Interimsregierung von Präsidentin Jeanine Áñez liegt weiter im Dauerkonflikt mit Ex-Präsident Evo Morales, der das Land nach den umstrittenen Wahlen im Oktober 2019 vor zwei Monaten in Richtung Mexiko verlassen hatte. Für jüngste Aufregung sorgte eine Ankündigung von Morales aus seinem Asyl in Argentinien, wie die Tageszeitung „La Razón“ am vergangenen Wochenende berichtete. „Wenn ich oder jemand anderes zurückkehrt, müssen wie in Venezuela bewaffnete Volksmilizen organisiert werden“, erklärte der Vorsitzende der „Bewegung zum Sozialismus“ (MAS) auf einer Veranstaltung in der Hauptstadt Buenos Aires.
Es sei ein „ungeheurer Fehler“ gewesen, im Falle eines Putsches durch Militär und Polizei keinen „Plan B“ gehabt zu haben, so der ehemals erste indigene Präsident Boliviens im Radiosender„Kawsachun Coca del Chapare“. Über Twitter führte Morales aus, es habe in einigen Regionen der 11-Millionen-Einwohnernation schon immer „kommunale Garden, früher auch Milizen genannt“ gegeben, „alles im Rahmen unserer Sitten und Gebräuche, die Verfassung respektierend“. Seit einem Monat koordiniert Morales von Argentinien aus den Wahlkampf für die Neuwahlen in seiner Heimat.
Übergangspräsidentin Áñez erklärte über Twitter, die „Aussagen von Morales zeigen, dass Frieden, Versöhnung und Demokratie für ihn nie Optionen waren“. Morales, der nach dem Vorwurf des Wahlbetruges, rebellierender Polizei und der Rücktrittsaufforderung des Militärs zurückgetreten war, wolle „Terror und Gewalt säen“, so die Politikerin. Der bei den für ungültig erklärten Präsidentschaftswahlen zweitplatzierte Oppositionskandidat Carlos Mesa kritisierte „die Bewaffnung irregulärer und gewaltbereiter Gruppen“. Morales wolle „die Bolivianer und Streitkräfte zur Konfrontation bringen“. (bb)