Haiti: Ein Toter bei Protesten gegen Polizeigewalt
Eine zunächst friedliche Demonstration gegen Polizeigewalt in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince eskalierte und kostete einen Menschen das Leben. Ein Polizist schoss einen Demonstranten in den Kopf.
In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince ist es erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Wie die Nachrichtenagentur EFE berichtet, starb am Montag, 5. Oktober 2020, ein Demonstrant, nachdem ihm ein Polizist unter noch ungeklärten Umständen in den Kopf schoss. Bereits am Freitag war ein Student von Sicherheitskräften erschossen worden.
Rund 200 Menschen hatten zunächst friedlich gegen den Tod des Studenten Grégory Saint-Hilaire protestiert, später zündeten sie Autos an und blockierten Straßen. Die Polizei setzte darauf Tränengas und scharfe Munition ein. Saint-Hilaire war vergangenen Freitag bei einer Demonstration für Bildungsreformen von einem Mitglied der Präsidentengarde erschossen worden. Die Universitätsleitung der staatlichen Hochschule hatte den Tod ihres Schülers als "abscheuliche und hasserfüllte Tat" verurteilt.
Derweil warnen die Vereinten Nationen vor einer "Spirale der Instabilität". Die Ermordung des renommierten Juristen Monferrier Dorval und Vorsitzenden der Rechtsanwaltskammer von Port-au-Prince Ende August und andere politische Morde würden die Lage im ärmsten Land des Kontinents zunehmend verschlechtern, erklärte die UN-Sonderberichterstatterin Helen La Lime am Montag vor dem UN-Sicherheitsrat. Die erlebte Unsicherheit der Bevölkerung, gewalttätige Gangs, schwache Polizei und Staat und schwindendes Vertrauen in Regierung von Präsident Jovenel Moïse wirkten laut La Lime wie ein "Katalysator der Gewalt". (bb)