Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Guyana |

Guyanas Doppel – Wohin das ölreiche Land mit seiner neuen Führung steuert

Über Monate wurde in Guyana um die Macht gefochten. Nun übernimmt Mohamed Irfaan Ali als Präsident die Zügel – unterstützt wird er von Ex-Präsident Jagdeo. Das Duo lenkt das ölreiche Land in eine Zukunft voller politischer Verheißungen.  

Er ist gelernter Städteplaner, 1,80 Meter groß, fast so breit und wird nun die Macht in einem der wenigen Länder übernehmen, die dieses Jahr mit einem zweistelligen Wachstum rechnen können. Seit dieser Woche regiert Mohamed Irfaan Ali als neuer Präsident im Vielvölkerstaat Guyana. Der 40-Jährige mit der gewaltigen Stimme und dem akkurat gestutzten Bärtchen gehört zur Gemeinschaft der Indo-Guyaner und ist moslemischen Glaubens. Der ehemalige Abgeordnete und Ex-Wohnungsminister bringt die Progressive Volkspartei (PPP) wieder in den Präsidentenpalast – und damit an die Schalthebel eines armen Entwicklungslandes, das dank Erdölfunden dieses Jahr trotz weltweiter Coronakrise bis zu 52 Prozent wachsen könnte. Diese Aussicht weckte im Wahlkampf Begehrlichkeiten.

Fünf Monate hatte es gedauert, bis die Stimmen in dem nicht einmal eine Million Einwohner zählenden Land an der Ostküste Südamerikas ausgezählt und alle Einwände des regierenden Präsidenten David Granger abgeschmettert waren. Hätten nicht die USA, die Gemeinschaft Karibischer Staaten (Caricom) und die ehemalige Kolonialmacht Grossbritannien Druck gemacht, wäre das Land möglicherweise in eine Staatskrise gerutscht. Doch Guyana ist nicht irgendeine Bananenrepublik, sondern der aufstrebende Stern am Erdölhimmel. Und so gab es mächtige Interessen, die Situation nicht eskalieren zu lassen. Der mit Abstand größte Investor in Guyana ist der US-Ölkonzern ExxonMobil. Der fördert seit Jahresbeginn offshore Öl und hat – selbst in den Augen des Weltwährungsfonds (IWF) - sehr vorteilhafte und höchst intransparente Verträge mit Granger ausgehandelt.

Viele Versprechen, unklare Zukunft 

Ali, der in Interviews hauptsächlich Platitüden von sich gibt, redete einmal unvorsichtigerweise von einer Neuverhandlung dieser Verträge – und wurde nach heller Aufregung bei Exxon Mobil sofort von demjenigen zurückgepfiffen, der sein Vize und Mentor ist: Bharrat Jagdeo, der zweifache Präsident Guyanas. Stets traten die beiden im Wahlkampf als Duo auf – der in Moskau ausgebildete Ökonom Jagdeo zählte als Einpeitscher all die Verfehlungen Grangers auf, und Ali durfte dann das Blaue vom Himmel versprechen: von erstklassiger Infrastruktur und Mehrwertsteuersenkungen über billige Energie bis zu modernen Schulen. „Damit auch noch künftige Generationen Nutzen vom Öl haben, müssen wir den Reichtum nachhaltig und intelligent investieren“, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Der wortgewandte Jagdeo ergänzte, wie es funktionieren soll: Gesetze sollen eine lokale Zulieferpolitik festnageln, und auch entscheiden, wie das bei der Ölförderung entstehende Gas, das bislang von Exxon überm Meer abgefackelt wird, dem notorisch unter Stromausfällen leidenden Land zugutekommt.

Wohin das Duo Guyana steuern wird, ist unklar. Der weltgewandte Jagdeo hat als einer der Vorreiter grüner Klimapolitik international ein gutes Standing. Daheim gilt er vielen als korrupt. Unter seiner Regierung schnellten außergerichtliche Hinrichtungen in die Höhe, es gab Vorwürfe von Verstrickungen seiner Regierung in Drogengeschäfte. Manche machen sich ob seiner Kontakte nach Russland Sorgen um die geopolitische Ausrichtung des Landes. Doch Jagdeo verwandelte die einst marxistische PPP in eine ideologisch amorphe Wahlmaschine, die sich vor allem auf klientelistische Netzwerke der Indo-Guyaner stützt. Einfach wird es nicht werden: Die PPP hat im Kongress nur zwei Sitze mehr als das Wahlbündnis (Apnu-AFC) Grangers. Und ExxonMobil wird sich – mit der US-Regierung im Rücken – die Butter nicht so leicht vom Brot nehmen lassen.

Autorin: Sandra Weiss

Weitere Nachrichten zu: Politik

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz