Guatemala: Indigene Gemeinden von Impfungen ausgeschlossen
Fast die Hälfte der Bevölkerung Guatemalas ist indigen. Bei den Impfungen gegen Covid-19 werden aber nicht-indigene, in Städten lebende Menschen bevorteilt.

Küche einer indigenen Familie in Chajul, Guatemala. Foto (Symbolbild): Adveniat/Achim Pohl
In Guatemala fehlt es an einer Kommunikation zu den Corona-Impfungen, die sich gezielt an Indigene richtet. Zudem gibt es auf dem Land, wo die meisten Indigenen leben, keine Impfzentren. Die Daten sprechen eine eindeutige Sprache: Dem Gesundheitsministerium zufolge sprechen 85,5 Prozent der bis zum 31. Mai Geimpften Spanisch. 14,4 Prozent gehören linguistisch zu einer indigenen Gemeinschaft. Am stärksten Zugang zu einer Impfung hatten noch Angehörige der Quiché, der Cakchiquel und der Mam.
Anmeldung für Impfung nur online möglich
Guatemalas Impfplan schließt Indigene von den Impfungen de facto dadurch aus, dass die Anmeldung nur online vorgenommen werden kann, und dies auch nur auf Spanisch. Die indigene Anführerin Angelina Aspuac, die der guatemaltekischen Weberinnen-Vereinigung Movimiento Nacional de Tejedoras angehört, kritisiert laut Nachrichtenportal lared.com, dass die Landbewohner kaum Zugang zu Informationen über Corona gehabt hätten, und das Gesundheitsministerium sich um entlegene Gemeinden kaum gekümmert habe, die teilweise nicht mit einem Fahrzeug zu erreichen sind. Der Staat setze sich nicht für die gesamte Bevölkerung Guatemalas ein.
Keine Informationen in Maya-Sprachen
Die Abgeornete Sonia Gutiérrez von der Partei Winaq spricht von staatlichem Rassismus, der beim Impf-Plan zum Ausdruck komme. Von Anfang an habe man gefordert, die kulturelle Zugehörigkeit zu berücksichtigen und auch in Maya-Sprachen zu informieren. Eine Kommunikationskampagne müsse außerdem über die sozialen Netzwerke hinausgehen. Auch alternative Medien und Gemeinderadios müssten eingebunden werden, ebenso wie Academia de Lenguas Mayas de Guatemala und bilinguale Lehrer. Früher sei es üblich gewesen, dass der Gesundheitsdienst zu den Menschen nachhause gekommen sei und sie geimpft habe, zitiert lared.com Angelina Aspuac. In anderen Ländern mit einem großen indigenen Bevölkerungsanteil ist das auch heute noch so. In Kolumbien zum Beispiel wurde im Departamento Amazonas die gesamte Bevölkerung geimpft.