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Brasilien |

Gold und Gewalt am Amazonas

Regelmäßig gehen die brasilianischen Behörden gegen illegale Goldgräber am Amazonas vor. Die Operationen sind riskant. Foto: DW/N. Pontes
Regelmäßig gehen die brasilianischen Behörden gegen illegale Goldgräber am Amazonas vor. Die Operationen sind riskant. Foto: DW/N. Pontes

Mit Gegenwehr rechnen sie immer. Wenn sie gegen die Betreiber illegaler Goldminen vorgehen, sind die Beamten des Brasilianischen Instituts für Umwelt und Erneuerbare Energien ("Instituto Brasileiro do Meio Ambiente e dos Recursos Naturais Renováveis", Ibama) stets gut gerüstet. Doch die Gegenwehr, auf die sie Mitte April bei einem Einsatz in einer Schürfgrube namens Santili in dem Indigenenreservat Kayapó im Bundesstaat Pará stießen, überraschte selbst erfahrene Einsatzkräfte.

Kaum waren sie angerückt, wurden sie von einem Kugelhagel empfangen. Die Beamten riefen zwei Helikopter herbei, mit deren Hilfe sie gegen die Goldschürfer vorgingen. Einer der Hubschrauber wurde von einem Geschoss getroffen.

Gemeinsam untersuchten Beamte und Mitarbeiter des Ibama, der "Nationalen Stiftung für die Belange der Ureinwohner" ("Fundação Nacional do Índio", Funai) sowie zwei Militärpolizisten dann die illegale Mine.

"Wir wissen, dass es in dieser Gegend großkalibrige Feuerwaffen gibt", sagt Wilson Rocha, beim Ibama für Einsätze wie diesen verantwortlich. "Einige dieser Waffen können auch einen Hubschrauber abschießen. Aber wir haben damit gerechnet, dass die Schürfer ihre Waffen einsetzen würden." Zwar sei Sicherheit das oberste Gebot, "doch können wir Schusswechsel wie heute nicht vermeiden", erklärt Rocha im Interview mit der DW, die bei diesem Einsatz dabei war.

"Eine bewaffnete Auseinandersetzung wie heute hat es bislang allerdings noch nicht gegeben", ergänzt Hubschrauberpilot Sílvio Chote, der an solchen Einsätzen seit 15 Jahren beteiligt ist.

Um die Schürfer aus den Reservaten zu vertreiben, haben sich Funai und Ibama im vergangenen Jahr zusammengetan. Kayapó gehört zu jenen Reservaten, die unter den illegalen Minen am stärksten zu leiden haben.

Illegaler Goldhandel

Die Mine von Santili existiert seit über 20 Jahren. Sie wurde in einer Zeit errichtet, in der das Schürfen noch legal war. Doch 1991 wurde ein Gesetz erlassen, das die Siedlungsgebiete der in Brasilien lebenden Indigenen schützt. Schürfen und Holzfällen ist in den Indigenenreservaten verboten.

Trotzdem versuchen Goldschürfer nach Auskunft der Funai die Indigenen immer wieder dazu zu bringen, ihnen die Schürfrechte einzuräumen. Im Gegenzug bieten sie ihnen 10 bis 15 Prozent des gewonnenen Goldes. Für den Erlös kaufen sich viele Indigene Autos, Motorräder oder andere Konsumgüter.

"Die Mehrheit der Indigenen ist allerdings gegen die Schürfarbeiten. Im Kayapó-Reservat haben sich 24 von 29 Gemeinden gegen entsprechende Unternehmen ausgesprochen", sagt Paulo Roberto de Azevedo Junior, bei der Funai für technische Operationen verantwortlich. "Wir versuchen den Indigenen darzulegen, dass ihnen die illegalen Minen nichts bringen. Der beste Beweis dafür ist, dass sie, anders als die Betreiber der Minen, durch diese niemals reich wurden."

Aufwändige Logistik

Die Operation in Kayapó hatte sich über mehrere Tage hingezogen. Die für den Einsatz nötige Logistik ist aufwändig: Die Mine liegt eine Flugstunde und mehrere Bootsstunden von der Einsatzzentrale entfernt.

"Uns kommt es vor allem darauf an, Maschinen und Geräte der Schürfer zu zerstören, um ihre Arbeit auf diese Weise einzudämmen. Da es schwierig ist, die Geräte abzutransportieren, müssen wir sie arbeitsunfähig machen", erläutert Rocha. 20 Männer waren unter seiner Leitung an dem Einsatz beteiligt.

Am Ende der Operation bleiben in der Mine von Santili zwei zerstörte Bagger übrig. Mit ihnen waren die Schürfer in der Lage, innerhalb von 10 Stunden eine Grube von 10 Quadratmetern auszuheben. Eines ihrer Lager, zwei Traktoren sowie mehrere Container wurden ebenfalls zerstört.

Unbekannte Finanziers

Am vorhergehenden Tag hatten die Einsatzkräfte bereits eine andere Mine gestürmt und dort ebenfalls zum Schürfen notwendige Instrumente zerstört. Der Besitzer eines dort manövrierunfähig gemachten Lastwagens gab zu, in dem entsprechenden Terrain eine Mine zu betreiben. Ebenso räumte er ein, einen Bagger zu besitzen. Den habe er aber aus Angst vor Beschlagnahmung am Vortag an einen anderen Ort gebracht.

Der Mann wurde den verantwortlichen Behörden übergeben. Nachdem sie dessen Identität überprüft und ihn zu einer Geldstrafe verurteilt hatten, ließen sie ihn wieder gehen.

Seit langem halten sich Gerüchte, dass große Unternehmen aus Pará und anderen Bundesstaaten an der Finanzierung der Gruben beteiligt sind. Die Staatsanwaltschaft von Pará prüft derzeit in fünf Verfahren, wer an den illegalen Gruben beteiligt ist. Denn die gelten als Belastung für die dort lebenden Indigenen und die Umwelt gleichermaßen.

Autorin: Nádia Pontes/kk
Quelle: Deutsche Welle

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