Gewalt nimmt zu
Im Gegensatz zu seinen Nachbarländern galt Costa Rica bisher als verhältnismäßig sicher und von vielen Gewaltproblemen verschont. Doch in diesem Jahr erreichte die Gewaltwelle auch die vermeintliche Schweiz Lateinamerikas. Die Zahl der Morde ist in 2017 nach Angaben der Justizuntersuchungsbehörde (OIJ) auf 582 angestiegen. Das sind 25 mehr als im vergangenen Jahr und ist die höchste Zahl an Tötungsdelikten, die es in der Geschichte Costa Ricas je gegeben hat.
Viele dieser Verbrechen werden laut der Behörden in Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen Drogenbanden gebracht, die inzwischen auch in San José um Einflussgebiete kämpfen. Die Ursache dafür sei unter anderem die verschärfte Kontrolle auf den Meeren, die dazu führe, dass die Schmuggler sich neue Wege für den Drogentransport suchen. "Diese Banden haben in der Regel einen expansionistischen Charakter, um ihre Profite zu erhöhen und das Marktniveau zu verbessern. (...) Dies wird zu Kämpfen und Konfrontationen führen", erläuterte der Direktor der OIJ, Wálter Espinoza, in einer Pressekonferenz.
Politik der harten Hand?
Der Minister für Sicherheit, Gustavo Mata, bezeichnete die Situation gegenüber der Presse als einen nationalen Notfall. Besonders im Zusammenhang mit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Februar kommenden Jahres wird die zunehmende Gewalt und, wie dagegen vorgegangen werden kann, eine große Rolle spielen. Es gibt Stimmen in den politischen Kreisen des mittelamerikanischen Landes, die ein restriktives Vorgehen, eine Politik der harten Hand fordern. Dies wäre für Costa Rica, in dem es seit knapp 70 Jahren kein Militär gibt, ein neuer Weg. (aj)