Forscher: Andenkondor vom Aussterben bedroht
Wissenschaftler der Universidad Autónoma de Madrid (UAM) und mehrerer südamerikanischer Universitäten warnen in einem offenen Brief, den die US-Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht hat, vor dem Aussterben des Andenkondors.
Der Kondor wird in den andinen Ländern Lateinamerikas vor allem von der indigenen Bevölkerung sehr verehrt und ist der Nationalvogel in Bolivien, Chile, Kolumbien und Ecuador. Die Forscher befürchten, dass sein Aussterben schnell näher rückt. Aktuell soll es noch etwa 6.700 Andenkondore geben. Die Population schwinde in dramatischer Weise im gesamten Verbreitungsgebiet, so Forscher der Universidad Autónoma de Madrid (UAM) . Häufig verendeten die Vögel an Vergiftungen, wobei den Aasfressern ihr ausgeprägtes Herdenverhalten zum Verhängnis werde. Mit vergiftetem Aas als Köder versuchten Landwirte Pumas oder verwilderte Hunde zu töten, die ihren Nutztieren gefährlich werden, berichten die Wissenschaftler. Doch auch der Andenkondor fällt den vergifteten Ködern häufig zum Opfer. 2018 und 2021 kamen in zwei Fällen in Argentinien und Bolivien jeweils 34 Vögel ums Leben – zusammen etwa ein Prozent der Gesamtpopulation.
Weitere Gefahren für die Andenkondore sind die Jagd und der illegale Fang – für den Handel, aber auch für folkloristische Events. Die Bedingungen sind aufgrund des heterogenen Verbreitungsgebietes jeweils ganz spezifische. Hieran müssten sich nach Ansicht der Experten die Konzepte für den Erhalt der Art orientieren. Um Erfolg zu haben, müssten politische Entscheidungsträger, die Gemeinden vor Ort und die Agrarproduzenten zusammenwirken.
Traditionelle Verehrung in den andinen Kulturen
Der Andenkondor, mit einer Flügelspannweite von mehr als drei Metern, ist einer der größten Vögel der Welt. Er hat große kulturelle Bedeutung, etwa in der Folkloremusik Perus und als Wappentier. Südamerikanische Länder erwiesen ihm mit Münzen, Geldscheinen und Briefmarken immer wieder Referenz. In der Mythologie der Anden war der Kondor mit der Sonnengottheit verbunden. Für viele andine Kulturen standen die Vögel als Symbol für Kraft und Gesundheit. Ihren Knochen und Organen wurde eine heilsame Wirkung zugeschrieben. Andenkondore fliegen bis auf Höhen von 6.500 Metern. Mit bis zu 70 Jahren können die Vögel so alt werden wie nur wenige Arten.