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Guatemala |

Farbenprächtige Straßenteppiche - Ostern in Guatemala

In der Nach von Gründonnerstag auf Karfreitag zierten farbenfrohe Teppiche die Straßen von Huehuetenango, Guatemala. Foto: Cory Unverhau.
In der Nach von Gründonnerstag auf Karfreitag zierten farbenfrohe Teppiche die Straßen von Huehuetenango, Guatemala. Foto: Cory Unverhau.

Ein ganz besonderes Merkmal der Karwoche in Guatemala stellen die langen farbenprächtigen Teppiche aus Blumen, Sägemehl und Früchten dar. Sie sind ein klares Beispiel für den Synkretismus von Religion und Kultur. Im Laufe der Zeit haben sich die Teppiche in eine moderne, ephemere Kunst verwandelt, die uns an die Vergänglichkeit unserer eigenen Existenz erinnert. Zugleich werden die Teppiche auch zur Erinnerung an das Leben und die Leiden Christi vor den Prozessionsumzügen auf den Straßen ausgelegt.

Einige Teppiche enthalten neben Blumen und Sägemehl auch Gemüse und Brot. Die am meisten benutzten Pflanzen sind Bougainvilleen, Rosen, Chrysanthemen, Nelken, Piniennadeln, Palmenzweige und Steinnüsse. Das Design und die einzelnen Materialien variieren dabei von Region zu Region. So kann man in Antigua, der alten Hauptstadt im Landesinneren, Teppiche aus gefärbten Holzspänen und religiösen Symbolen bewundern und in Quetzaltenango, im Nordosten des Landes, von Pflanzen und Gemüse umrandete Sägemehl-Teppiche mit überwiegend künstlerischen und indigenen Motiven, wie zum Beispiel dem Quetzal, das nationale Symbol Guatemalas.

Geschichte und Ursprung

In der prehispanischen Epoche wandelten Priester, Edelleute und Krieger in besonderen Ritualen und Zeremonien zu Ehren der Natur über Teppiche aus Blüten und kostbaren, buntschillernden Quetzal-, Guacamaya- und Kolibrifedern. Diese Vögel wurden aufgrund ihrer außerordentlichen Schönheit in den antiken mesoamerikanischen Kulturen wie in denen der Maya und Azteken hoch verehrt und geschätzt.

Mit der Ankunft der spanischen Eroberer und der Evangelisten im 16. Jahrhundert kam der katholische Einfluss hinzu, insbesondere aus Teneriffa und von den Kanarischen Inseln, wo seit Menschengedenken aus bunter Erde, Sand und Blumen angefertigt wurden. Eine weitere katalanische Tradition bestand darin, den Boden an jenen Stellen mit wohl duftenden Pflanzenzweigen wie Lavendel oder Rosmarin zu bestreuen, wo die Prozession durchzog. Wenn auch der heutige Brauch der religiösen Teppiche in Guatemala seinen Ursprung in dem Einzug Jesu Christi in Jerusalem hat, so ist er doch eng mit der kulturellen Identität Guatemalas und seiner Bewohner verwoben.

Prozessionen im Department von Huehuetenango

In diesem Jahr begannen die Vorbereitungen der Osterfeierlichkeiten in der Stadt Huehuetenango nahe der mexikanischen Grenze bereits Monate vorher: Angefangen vom Design über die Auswahl der Materialien bis zur Anfertigung der Schablonen aus Karton, die geometrische Figuren, religiöse Bilder und einheimische Motive wiedergeben.

In der Nacht vom Gründonnerstag auf den Karfreitag begannen die Gläubigen, Teppiche bis zu 400 Metern Länge auf den Straßen Huehuetenangos zu legen. Das gesamte Stadtzentrum war in eine autofreie Zone umgewandelt worden. Je nach Grad der Komplexität dauerte die Arbeit zwischen zwei und 15 Stunden.

Schönheit für wenige Stunden

Am Karfreitag Nachmittag waren alle Teppiche komplett: Manche waren umrandet von frischen Pinienzweigen und Kerzen, andere waren mit Tannenzapfen und bunt bemalten Eierschalen versehen oder beinhalteten religiöse Botschaften. Kaum vollendet, verfielen die prächtigen Straßenteppiche unter den Füßen der in lila, weiße und schwarze Gewändern gekleideten Teilnehmer der Prozessionen zu Staub.

Römische Soldaten hatten zuvor in einer theatralischen Inszenierung eine Jesusfigur durch die Straßen verfolgt und ans Kreuz genagelt. Nun trugen sie seine Statue durch die von Schaulustigen umsäumten Straßen - gefolgt von einem pompösen Festwagen mit der heiligen Maria und einer Blasmusikkapelle.

Am Abend erstrahlten das Rathaus und die Kirche von Huehuetenango in lila, die Farbe der römischen Tunikas. An die Umzüge erinnerten nur noch die Straßenteppiche, die inzwischen vollständig verwischt waren.

Autorin: Cory Unverhau

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