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Erster Bischof in Bolivien an Corona gestorben

Mit dem italienischstämmigen Bischof Eugenio Scarpellini hat auch Boliviens Kirche ihr erstes prominentes Corona-Opfer; eins, das vor dem Virus gewarnt hatte. Die Reaktionen zeigen nun: Sein Tod reißt eine große Lücke.

Kirche in der Diözese El Alto. Foto: Achim Pohl/ Adveniat

Die Kirche in Bolivien trauert um Bischof Eugenio Scarpellini aus der Diözese El Alto. Der gebürtige Italiener starb am Mittwoch (Ortszeit) im Alter von 66 Jahren an den Folgen einer Corona-Erkrankung. Noch kurz zuvor wurde er ins örtliche Hospital "Corazon de Jesus" eingeliefert, wie die Bischofskonferenz des Landes bekanntgab.

Beileidsbekundungen von allen politischen Lagern 

Boliviens Politik reagierte erschüttert auf die Todesnachricht. Die rechtsgerichtete Übergangspräsidentin Jeanine Áñez, zurzeit selbst am Virus erkrankt, schrieb auf Twitter, man werde die exzellente pastorale Arbeit, die stets ein würdiges Vorbild gewesen sei, in Erinnerung behalten. Áñez, deren Gesundheitszustand sich am Mittwoch verschlechterte, soll laut offiziellen Angaben an einer Kehlkopfentzündung leiden, spreche aber auf die Behandlung an. Neben Áñez seien noch weitere Mitglieder des Kabinetts erkrankt.

Auch der sozialistische Ex-Präsident Evo Morales, der sich im Exil in Argentinien befindet, drückte dem bolivianischen Kardinal Toribio Ticona Porco und den Katholiken des Landes sein Beileid aus.

Die ebenfalls aus El Alto stammende Senatspräsidentin Eva Copa von Morales' lange regierender sozialistischer Partei MAS kommentierte auf Twitter, man werde sich immer an seine Beständigkeit, Integrität und Verpflichtung für die einfachsten Menschen der Gesellschaft erinnern. Auch Copa berichtete zuletzt über eine Covid-19-Erkankung. El Altos Bürgermeisterin Soledad Chapeton erklärte, Scarpellini habe stets mit ganzer Kraft für die Stadt gearbeitet.

Ein Vermittler für den Frieden 

Welche Bedeutung Scarpellini für das gesellschaftspolitische Leben in Bolivien hatte, zeigt auch die Stellungnahme des Vertreters der Vereinten Nationen in Bolivien, Jean Arnault. Dieser betonte, Scarpellini habe die Anstrengungen zur Befriedung des Landes angeführt. Ähnlich äußerte sich die Vertretung der Europäischen Union: Es sei zu hoffen, dass sein Erbe helfe, eine friedliche Zukunft aufzubauen.

Als Bischof nahm Scarpellini in den nationalen Spannungen nach der Präsidentschaftswahl im vergangenen Herbst eine Vermittlerrolle ein. Damals warf die Opposition dem seit 2006 regierenden Präsidenten Morales Wahlbetrug vor; dieser bestand aber zunächst auf einem Sieg im ersten Durchgang. Eine Kommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) bestätigte diese Einschätzung und sprach in einem Abschlussbericht von schwerwiegenden Manipulationsversuchen. Morales trat daraufhin zurück und ging zunächst nach Mexiko und später nach Argentinien ins Exil, wo er inzwischen an einer Kampagne für seine Wiederwahl arbeiten soll.

Der Mahner wurde selbst zum Opfer

Auch auf die Gefahr des Coronavirus habe der verstorbene Bischof frühzeitig hingewiesen. Nach dem Ausbruch der Pandemie warnte er - mit Verweis auf den Notstand in seiner Heimat Bergamo - vor einer Verbreitung der Krankheit in Lateinamerika, wie die italienische katholische Tageszeitung "Avvenire" (Donnerstag) berichtete.

Mitte Juni äußerte er sich dann vor allem besorgt über die zunehmend prekäre wirtschaftliche Lage von Familien infolge der Corona-Pandemie. Es sei eine soziale Unverantwortlichkeit und eine schwerwiegende Sünde gegenüber Gott, die verwundbarsten Mitglieder der Gesellschaft nicht zu schützen und zu verteidigen, sagte Scarpellini der bolivianischen Tageszeitung "Los Tiempos".

Der am 8. Januar 1954 im italienischen Bergamo geborene Scarpellini kam 1998 nach Bolivien. 2010 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof in El Alto; 2013 übertrug ihm Papst Franziskus die Leitung der Diözese mit Sitz in der zweitgrößten Stadt des Landes, die an die Hauptstadt La Paz grenzt.

Bolivien ist wie andere Länder Lateinamerikas besonders von der Corona-Krise betroffen. Mit Stand Mittwoch zählte das Land mehr als 52.000 registrierte Infektionen und knapp 2.000 Todesfälle.

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