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Nicaragua |

"€žErst die Erwachsenen ordentlich bezahlen, dann Kinderarbeit verbieten!"€?

In Nicaragua müssen viele Kinder arbeiten, obwohl dies offiziell verboten ist. Das Verbot von Kinderarbeit gehe an der Lebensrealität der meisten Kinder jedoch vorbei, meint die 14-jährige Francis Estefania Zeas aus Jinotega, Mitglied des Jugendclubs Club Infantil“.

„Gibt es noch weitere Fragen?“, fragt eine schlaksige 14-jährige aus Nicaragua selbstbewusst in die Runde. Francis Estefania Zeas aus Jinotega, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, in der die Leute vor allem von der Landwirtschaft leben, kennt sich aus mit Interviews. Seit vier Jahren ist sie mit dem Mikrofon für den „Club Infantil“ als Journalistin auf Stimmenfang. 30 Kinder und Jugendliche produzieren im Medienprojekt des Jugendklubs Woche für Woche eine Stunde Radio und eine Stunde Fernsehen. Außerdem gibt’s noch eine Zeitschrift. Für die Erwachsenen. Die, so Francis, sollen mit Hilfe der Medien bezüglich der Kinderrechte sensibilisiert werden.

In Nicaragua müssen viele Kinder arbeiten, obwohl dies offiziell verboten ist. Das Verbot von Kinderarbeit gehe an der Lebensrealität der meisten Kinder jedoch vorbei, erklärt die jüngste von sechs Geschwistern mit einer alleinerziehenden Mutter. Francis selbst arbeitet seit ihrem 9. Lebensjahr. „In meinem Land haben die meisten Frauen viele Kinder und sind alleinerziehend. Wenn die Kinder nicht mitarbeiten, reicht es einfach nicht. Das schafft eine Mutter nicht allein“, sagt sie.

Doch die Bedingungen der Kinderarbeit sind äußerst prekär: Die Kinder, die oft auf dem Markt und in Bussen verkaufen, als Haushaltshilfen arbeiten oder Botengänge erledigen, werden unterbezahlt, sexuell belästigt und schlecht behandelt, erklärt die 14-jährige, die einmal Journalistin werden will. Da eine bessere Bezahlung der Erwachsenen in ihrem Land nicht in Aussicht stehe, fordern die Kinder für sich selbst „würdige Arbeit“: Das sei eine angemessene Bezahlung sowie Arbeitszeiten, die es ihnen ermöglichen, auch zur Schule zu gehen. Francis arbeitet eine Stunde täglich. Sie verkauft Tortillas – Maisfladen, die ihre Tante zubereitet – und erledigt Botengänge. „Aber ich achte darauf, dass ich auch Freizeit habe und sonntags nicht arbeite“, sagt sie bestimmt. Ihr Verdienst sei für ihre persönlichen Bedürfnisse: Schuluniform, Kleidung, Schulmaterial. „Aber manchmal gebe ich es auch meiner Mutter, wenn kein Geld da ist“, fährt sie fort.

„Bei uns sollen die Kinder eigene Strategien zur Problemlösung entwickeln. Wir unterstützen sie dabei. Wir achten die Kinder als Persönlichkeiten und lehnen eine bevormundende Haltung ab", sagt die 43-jährige Leiterin des Club Infantil, Lydia Palacios Chiong. Die staatlichen Stellen hätten zwar faktisch keine Mittel den Club zu unterstützen, stellten sich aber auch nicht quer, im Gegenteil: „Die Bestimmungen mögen andere sein. Aber die lokalen Behörden kennen die Realität und sehen, dass es den Kindern durch unsere Arbeit besser geht, dass sie weiterkommen. Wir arbeiten mit Theater, mit Tanz, und haben neben dem Medien- auch ein Alphabetisierungsprojekt. Und wir machen auch viel Straßensozialarbeit. Beispielsweise haben wir im Markt von Jinotega ein kleines Büro. Denn dort arbeiten sehr viele Kinder und wir können sie direkt erreichen.“

Unterstützt wird der Jugendklub dabei unter anderem von der Christlichen Initiative Romero (CI) und dem Verein Pronats. Während die International Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen, ILO, weiterhin Kinderarbeit ächtet, vertreten CI und Pronats die provokante Ansicht, dass Kinderarbeit fair sein könne. Es gehe darum, eine differenziertere Betrachtung der Kinderarbeit zu erreichen, erklärt Johanna Fincke von CI.

Autorin: Bettina Hoyer

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