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El Salvador: Was wusste die US-Regierung vom Massaker "El Mozote"?

Eine Expertin erhebt schwere Vorwürfe gegen die USA. Demnach war ein US-Militärberater 1981 bei einem der schlimmsten Verbrechen des Bürgerkrieges in El Salvador vor Ort. Mehr als 1.000 Menschen wurden damals ermordet.

Einblick in das Archiv des Menschenrechtsbüros der Erzdiözese San Salvador, wo unzählige Gräueltaten des Bürgerkriegs dokumentiert sind. Foto: Adveniat/Jürgen Escher 

Einblick in das Archiv des Menschenrechtsbüros der Erzdiözese San Salvador, wo unzählige Gräueltaten des Bürgerkriegs dokumentiert sind. Foto (Symbolbild): Adveniat/Jürgen Escher 

Das Massaker, das mit dem Namen "El Mozote" in die Geschichte El Salvadors einging, bewegt bis heute die Menschen in dem mittelamerikanischen Land. Während des Bürgerkriegs in El Salvador töteten Mitglieder der Spezialeinheit "Batallon Atlacatl" 1981 bei einer Operation gegen die Guerillabewegung willkürlich mehr als 1.000 Einwohner der Kleinstadt El Mozote und der Umgebung, weil sie sie für Guerilleros hielten oder sie der Unterstützung verdächtigten.

Nun hat eine US-Expertin für den Bürgerkrieg in El Salvador die USA beschuldigt, indirekt am Massaker "El Mozote" beteiligt gewesen zu sein. Wie die Zeitung "La Prensa Grafica" berichtet, war der US-Militärberater Allan Bruce Hazelwood während des Massenmords vor Ort präsent. Die Aussagen stammen von der Professorin für Lateinamerika-Studien Terry Karl.

US-Seargent soll Kommandanten der Militäraktion beraten haben

Der damalige Kommandant der salvadorianischen Militäraktion, Domingo Monterrosa, sei von Hazelwood beraten worden, so Karl. El Salvador habe damals zu den wichtigsten Ländern der US-Außenpolitik gezählt. Das wirft die Frage auf, inwieweit die USA unter dem demokratischen Präsidenten Jimmy Carter über die Aktion informiert waren und sie womöglich hätten verhindern können - oder ob die Supermacht das Verbrechen sogar billigte. Fragen, die nun aufgeklärt werden müssen.

Gut 30 Jahre nach dem Massaker bat das damalige Staatsoberhaupt Mauricio Funes nach einem Besuch der Ortschaft im Namen des Staates um Vergebung und verlangte Ermittlungen. Vor zwei Jahren erst erklärte dann auch ein Gericht den Vorfall offiziell zu einem "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

Streit um Öffnung der Archive

In den vergangenen Monaten gab es Streit darüber, ob salvadorianische Richter Zugang zu den Archiven des Militärs erhalten sollen - was die Armee ihnen zunächst verweigerte. Die Kirche öffnete ihre Archive, weil Daten aus den Registern helfen können, einzelne Schicksale aufzuklären. Opfervertreter Jose Cruz Vigil del Cid erinnerte vor wenigen Wochen den amtierenden Präsidenten Nayib Bukele an seine Zusage, das Vorhaben zu unterstützen: "Der Präsident hat uns eine ganze Menge versprochen", sagte Cruz; so auch die Durchsetzung eines Urteils, das verlangt, die Militärarchive zu öffnen. Die Opfer wollten schon seit vielen Jahren die Wahrheit wissen.

Die Interamerikanische Menschenrechtskommission erinnerte die Militärspitze El Salvadors daran, dass der Interamerikanische Menschenrechtsgerichtshof angeordnet habe, Zugang zu den Dokumenten zu ermöglichen. Auch das Menschenrechtshochkommissariat der Vereinten Nationen für Mittelamerika teilte mit, die Entwicklung sehr genau zu beobachten.

Bürgerkrieg mit 75.000 Toten

Während des Bürgerkriegs in El Salvador zwischen 1980 und 1992 kamen rund 75.000 Menschen ums Leben. Das Schicksal von 8.000 Verschwundenen ist noch immer ungeklärt. Den Beginn des Krieges markierte die Ermordung von Oscar Romero am 24. März 1980. Der Erzbischof von San Salvador gilt als Nationalheld. 2018 wurde er heiliggesprochen.

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Quelle: kna, Autor: Tobias Käufer

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