"El País" stellt in Amerika gedruckte Ausgabe ein
Die angesehene spanische Tageszeitung setzt seit Jahresanfang nur noch auf Digital.
"El País" spricht von der Umwandlung in ein zu 100 Prozent digitales Medium auf dem amerikanischen Kontinent. Die Zeitung, der weltweite Marktführer in spanischer Sprache, wurde in Mexiko und in Argentinien gedruckt. Jeden Monat werde die Online-Ausgabe von gut 85 Millionen Usern besucht, etwa die Hälfte davon entfalle auf Lateinamerika und die USA.
Politische Krisen: Nachfrage nach Qualitätsjournalismus steigt
Die Redaktion in Mexiko-Stadt wird „El País“ innerhalb der kommenden Monate aufstocken. Derzeit arbeiten rund 20 Journalisten für das Blatt, 14 neue Kollegen sollen an Inhalten mit Amerika-Bezug arbeiten. Bisherige Abonnenten der Printausgabe können noch bis Juni kostenlos eine pdf-Ausgabe beziehen. Im November 2019 hatte „El País“ über die künftige Strategie auf dem amerikanischen Kontinent informiert. Die Zeichen stünden auf Wachstum. Die Entscheidung kam ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem es vielerorts in Lateinamerika politische Umbrüche gibt und die Nachfrage nach Qualitätsjournalismus in spanischer Sprache steigt. Auf die 14 ausgeschriebenen Stellen in der Redaktion in Mexiko-Stadt gab es über 4.000 Bewerbungen. Künftig wird es unter anderem einen Korrespondenten für das Grenzgebiet USA/Mexiko sowie einen Umweltreporter geben. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der audiovisuelle Journalismus.
Ältere Leser wollen auf gedruckte Ausgabe nicht verzichten
Viele Leser von "El País" in Lateinamerika und den USA bedauern den Schritt - zumeist ältere, für die eine gedruckte Zeitung eine Selbstverständlichkeit ist. Ein Ehepaar lässt in einem Leserbrief nicht mit sich verhandeln: "Wir werden uns nicht wiedersehen." Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" verweist in diesem Zusammenhang auf ein prominentes Beispiel eines Rückziehers: Das US-Nachrichtenmagazin "Newsweek" habe 2012 seine Printausgabe eingestellt - und reinkarnierte drei Jahre später am Kiosk.