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Mexiko, USA |

Drogenboss El Chapo steht in den USA vor Gericht

Graffiti gegen Drogenkonsum in einem Armenviertel von Buenos Aires, Argentinien. Foto (Symbolbild): Adveniat/Jürgen Escher
Graffiti gegen Drogenkonsum in einem Armenviertel von Buenos Aires, Argentinien. Foto (Symbolbild): Adveniat/Jürgen Escher

Laut Anklage, die lebenslänglich fordert, soll das Sinaloa-Kartell unter seiner Führung zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Der Prozess findest unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt: Für Guzmans Überstellung aus dem Gefängnis in den Gerichtssaal wird die Brooklyn Brücke gesperrt, sind Hubschrauber und mehrere hundert Sicherheitskräfte im Einsatz. Im Gerichtssaal wird der 61-Jährige eine kugelsichere Weste tragen.

 

Ein Anschlag auf den Mann, der seit fast vier Jahrzehnten das Drogengeschäft in Mexiko kennt und beherrscht wie kaum ein zweiter, wäre ein schwerer Schlag für die US-Ermittler. Undenkbar ist er nicht: Guzman dürfte eine Menge unbequemer Details wissen über die Verstrickungen von Mexikos Elite ins Drogengeschäft - weshalb der mexikanische Staat lange zögerte, dem Auslieferungsantrag der USA statt zu geben. Die US-Geheimdienste und die Antidrogenbehörde DEA hingegen haben ein großes Interesse daran, dass er sie ausspuckt und haben deshalb eine ganze Riege hochrangiger ehemaliger Kumpanen aufgeboten, die als Kronzeugen den Druck auf Guzman erhöhen sollen - darunter seine ehemalige rechte Hand Damaso Lopez alias „Licenciado“, ein Patensohn, sowie Mitglieder der Mafia der „Beltran Leyva“, einst ein Arm von Chapos Sinaloa-Kartell, der sich jedoch vor rund zehn Jahren wegen eines vermeintlichen Verrats abspaltete, worauf ein blutiger Mafiazwist begann.

 

 

Der 1,64 Meter kleine Mann, der in Isolationshaft gealtert zu sein scheint, zeigt sich der Öffentlichkeit meist geistesabwesend. Seine Anwälte stellen ihn als kleines Licht dar und wollen in vielen der elf Anklagepunkte auf unschuldig plädieren. Der Prozess, so lässt der Medienrummel vermuten, wird eine große Show werden. Ein gefundenes Fressen für die Mär vom „bösen Mexikaner“, die US-Präsident Donald Trump so vehement vertritt.

Mordrate in Mexiko auf Rekordhöhe

 

 

In Mexiko geht derweil das Drogengeschäft immer brutaler weiter. Guzmans Sinaloa-Kartell, so Experten, ist in interne Bruderkriege verstrickt, während neue Kartelle wie „Jalisco Nueva Generacion“ (CJNG) Boden gut machen und um strategisch wichtige Hochburgen und Routen kämpfen. Das treibt die Gewalt in die Höhe. 2018 wird allem Anschein nach mit 22.000 Morden bis August ein neues Rekordjahr werden. Der Drogenkrieg, den die Regierungen den Kartellen erklärt haben, ist längst gescheitert. Das erkannten die Staatschefs Lateinamerikas 2012 auf einem Gipfel im kolumbianischen Cartagena.

 

 

Die Verhaftung und Verurteilung von Drogenbossen, so der Politologe Guillermo Vasquez, heizt die Gewaltspirale an, weil daraufhin Nachfolgekämpfe ausbrechen. Korruption unterhöhlt den Rechtsstaat, Geldwäsche bläst Volkswirtschaften auf und pervertiert Finanzsysteme und Wahlkampagnen. Das Geld, das in den Drogenkrieg fließt, fehlt bei sozialen Investitionen und Prävention, was perspektivlose Jugendliche in die Arme der Kartelle treibt.

Strategie der Repression ist gescheitert

 

 

Selbst die DEA muss inzwischen einräumen, dass dies die falsche Strategie ist - setzt aber in bürokratischer Lethargie weiter auf Repression und Verfolgung. „Du kannst Chapo festnehmen, aber so lange es Nachfrage gibt, geht das Geschäft weiter“, sagte DEA-Sonderagent James Hunt jüngst in einem Interview mit der spanischen Zeitung El Pais. „Wir müssen die Abhängigkeit bekämpfen“, forderte er.

 

 

Länder wie Uruguay, Chile und Mexiko beschritten ebenso wie zahlreiche US-Bundesstaaten mehr oder weniger zögerlich den Weg der Legalisierung erst einmal von Cannabis, der laut Mediziner harmlosesten Droge, sogar im Vergleich zu Alkohol. Doch die US-Falken um Trump setzen weiterhin auf den Verbot von Drogenkonsum und militärische Bekämpfung und drängen dem von ihnen abhängigen Hinterhof Militärhilfe auf. Mexikos angehender Präsident Andres Manuel Lopez Obrador will eine andere Strategie fahren. Wie die genau aussieht, hat er noch nicht enthüllt. Aber Spannungen mit dem wichtigsten Handelspartner im Norden dürften vorprogrammiert sein.

Autorin: Sandra Weiss

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