Diktatur in Chile: Ex-Agenten wegen Verbrechen gegen Menschlichkeit verurteilt
Ehemalige Agenten des Geheimdienstes in Chile sollen während der Diktatur von Pinochet zwei linke Regimegegner auf offener Straße entführt und anschließend ermordet haben. Nun hat ein Gericht die Täter zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Wegen ihrer Verbrechen während der Militärdiktatur von General Augusto Pinochet in Chile sind sechs Ex-Agenten des Inlandsgeheimdienstes DINA zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Am Mittwoch erklärten die Richter des obersten Berufungsgerichts in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile die Männer für schuldig. Sie sollen während der Diktatur Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, berichtet die Tageszeitung "Cooperativa".
Die Freiheitsstrafen belaufen sich auf bis zu 15 Jahre Gefängnis, so die Zeitung. Das Gericht sah es einstimmig als erwiesen an, dass die Ex-Geheimdienstler Miguel Krassnoff Martchenko, César Manríquez Bravo, José Yévenes Vergara, Osvaldo Pulgar Gallardo, Pedro Espinoza Bravo und Raúl Iturriaga Neumann zwei Gegner des Pinochet Regimes im Juli 1974 auf offener Straße in Santiago entführt hatten. Anschließend hätten die Täter die beiden Opfer verschwinden lassen. Bis heute gelten die Pinochet-Kritiker als verschwunden.
Das Verschwindenlassen von Menschen gehörte in den 1960er bis 1990er Jahren zu den wichtigsten Terror-Methoden rechter Militärregime in Lateinamerika, um Oppositionelle zu beseitigen. Politische Gefangene wurden zu dieser Zeit häufig nach kurzer Haft und Folter ohne gerichtliches Verfahren getötet; die Leichen wurden anschließend heimlich beseitigt. Für die betroffenen Familienangehörigen führte die jahrelange Unsicherheit über das Schicksal der Verschwundenen zu teils schweren Belastungen und Traumata. Allein in Chile gelten 1.210 Menschen als verschwunden. (bb)