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Die vergessenen Hispanics

 Peruanische Mädchen singen in der Messe. Foto: Achim Pohl/Adveniat.
Peruanische Mädchen singen in der Messe. Foto: Achim Pohl/Adveniat.

Die Botschaft war alarmierend: Eine neue Studie über die Situation der Hispanics in der katholischen Kirche der USA brachte zutage, dass die Hispanics in allen Bereichen vernachlässigt werden, obwohl ihr Anteil an Katholiken rapid weiter wächst.

Die spanischsprechenden Einwanderer aus Lateinamerika, so der Autor der Studie, Hosffman Ospino, stelle inzwischen ein Krisenrisiko für die Zukunft der amerikanischen Kirche dar.

Aus der von der Jesuitenuniversität Boston College herausgegebenen Untersuchung "National Study of Catholic Parishes with Hispanic Ministries" geht hervor, dass sogar über die Hälfte der Katholiken unter 30 Jahren hispanischer Herkunft sind. Fast ein Viertel der rund 4.400 Pfarreien gelten überwiegend als lateinamerikanisch dominiert, aber zwei Drittel werden von nicht-hispanischen Priestern geleitet, von denen wiederum nur 13 Prozent in spanischer Pastoral ausgebildet worden sind.

Unzureichende Infrastruktur

Die Studie stellt zwar fest, dass es in einigen dieser Pfarreien durchaus Zeichen für ein aktives modernes Glaubensleben gibt, etwa in einem starken Diakonat und in charismatischen Jugendbewegungen, doch die Defizite sind weitaus höher. Dazu zählen eine ungleichmäßige Ausstattung mit Finanzen für Verwaltung und Infrastruktur, ein beunruhigender Tiefstand an Anmeldungen in katholischen Schulen und Colleges sowie ein Mangel an geistlichen Nachfolgern für die aus Altersgründen ausscheidenden Seelsorger. In der wissenschaftlichen Studie korrigieren Professoren des Boston Colleges auch eine weit verbreitete falsche historische Darstellung aus der Gründerzeit der Vereinigten Staaten. Im Südwesten habe bereits lange vor der Annexion mexikanischer Landesteile ein lebendiges katholisches Leben spanischer Pfarreien bestanden. Diese seien in "nationale" Gemeinden umbenannt und als Teil der US-Kirche angesehen worden.

In Wirklichkeit habe sich die Bezeichnung "national" darauf bezogen, dass die hispanischen Pfarreien die Integration der katholischen Einwanderer aus den europäischen Nationen vorgenommen haben. Deshalb schreiben die Autoren der Studie wörtlich: "Die ältesten katholischen Pfarreien unter der Flagge der USA waren und sind hispanisch." Im gegenwärtigen hispanischen Einwandererboom sieht die Studie gleichfalls einen Unterschied zu früher.

Während die heute älteren Hispanics bei ihrer Einwanderung auf eine multinationale, überwiegend weiße katholische Einwanderkirche gestoßen seien, treffen sie jetzt auf eine Mittelklasse-Kirche. Das führt zu sozialen Spannungen, denn die neuen Einwanderer gehören zur Armenschicht, sind aus staatlicher Sicht illegal, oft von ihren Familien getrennt, meist nicht kranken- und altersversichert und müssen sich mühsam ihren Lebensunterhalt verdienen. Und nur auf Spenden der Reichen angewiesen zu sein, so folgert der Bericht, wäre keine Lösung, vielmehr müsse die Kirche strukturell eingreifen.

Problem: "Drive-by-Kirchen"

Noch wichtiger als dieser soziale Bereich sei jedoch der pastorale, heißt es weiter. Da sei gleichfalls ein neues Problem entstanden: die "Drive-by-Kirchen". Die Immigranten fänden heute vielfältige Möglichkeiten für ihre religiösen Wünsche und für Gottesdienste. Wenn diese nicht in der katholischen Kirche erfüllt werden, lockt sie eine große Auswahl anderer Religionsgemeinschaften. Und das sind vor allem in den Ballungszentren geistliche Gruppierungen, die in normalen Gebäuden von Straßenzeilen "Gebetsräume" anbieten und dazu oft auch Unterkunfts- und Beschäftigungs-Möglichkeiten.

Die Kirche müsse deshalb auch, so Ospino, gegenüber den Hispanics ihre traditionelle, normierte Sprache verändern: "Wir können die Hispanics nicht mehr länger einfach als eine Untergruppe der Kirche betrachten." Über und mit Hispanics zu kommunizieren, bedeute in manchen Teilen des Landes, "mit der Mehrheit der Kirche zu sprechen".

Autor: Ferdinand Oertel

Quelle: KNA

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