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Venezuela |

Die Spur der Goldreserven

Die Deutsche Bank pfändet venezolanisches Gold wegen eines offenen Kredits. Seit Nicolás Maduro regiert, schrumpft der Goldschatz des Landes beständig. Die Spur führt nach Uganda, in die Emirate und in die Türkei.

Seit Nicolás Maduro in Caracas regiert, schrumpft der Goldschatz des Landes. Die Spur führt rund um die Welt. Foto: Fotolia/Scanrail

Man wolle die Höhe des Kredites nicht kommentieren, heißt es bei der Pressestelle der Deutschen Bank. Allerdings bestätigte ein Sprecher, dass Venezuela einen vor fünf Jahren geschlossenen Kredit nicht bedient habe. Bloomberg hatte zuvor berichtet, dass das größte deutsche Geldhaus rund 20 Tonnen venezolanischen Goldes gepfändet habe. Der Kredit betrug nach Bloomberg-Angaben 750 Millionen Dollar. Es ist nicht das erste Mal, dass der venezolanische Machthaber Nicolás Maduro Zahlungstermine auf Kosten der Goldreserven verpasst. So gab die Citibank im März bekannt, Goldsicherheiten im Wert von 1,6 Milliarden Dollar einzubehalten, weil Venezuela seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen sei.

Stetiger Ausverkauf

Er gehe davon aus, dass Maduro kontinuierlich die Goldbestände verkaufe, sagt der oppositionelle venezolanische Abgeordnete Ángel Alvarado in einer Sprachnachricht an die DW. Der 38-jährige verfolgt die Wege des staatlichen Goldschatzes. "Der Verkauf erfolgt im Verborgenen", ist sich Alvarado sicher. Auch der Venezuela-Experte Günther Maihold von der Stiftung Wissenschaft und Politik schließt einen langsamen Ausverkauf nicht aus. "Edelmetalle sind eine Anlageform, die sich schnell in bar umwandeln lässt und auch jenseits des internationalen Finanzsystems bewegt werden kann", schreibt Maihold auf eine DW-Anfrage.

Auch offizielle Zahlen spiegeln diese Entwicklung in Ansätzen wieder. So sind seit Ende 2014 die Goldreserven Venezuelas konstant gesunken und haben sich bis Anfang dieses Jahres mehr als halbiert. Auch im Jahr 2014 brach der Ölpreis - Venezuelas wichtigster Devisenbringer. Die Annahme liegt nahe, dass Nicolás Maduro die Umverteilungsprogramme des "Sozialismus des 21 Jahrhunderts" nach Ende des Ölbooms zum Teil auch über den Verkauf von Goldreserven ermöglichte. Seit die wirtschaftliche Misere Venezuelas zunimmt, beschleunigt sich wohl auch der Verkauf des Goldes. Die Sanktionierung venezolanischer Ölexporte seitens der USA hat den Druck auf die Regierung seit Januar nochmals erhöht. "Das Gold ist momentan eine der wenigen verbliebenen Quellen für Devisen", sagt der Oppositionspolitiker Alvarado.

Gold gegen Nahrungsmittel

Neben dem Gold aus den Tresoren der Zentralbank spielt auch das in Venezuela geförderte Roh-Gold eine Rolle. Die Lobbyorganisation World Gold Council verbuchte im Jahr 2017 insgesamt eine Produktion von 23 Tonnen - im lateinamerikanischen Vergleich produziert Venezuela damit eher wenig, dennoch verfügt es über große Vorkommen. Ähnlich wie beim Öl fehlt es in Venezuela an Kapazitäten, das Gold zu verarbeiten. Das geschah früher in der Schweiz, das 40 Prozent des weltweit geförderten Golds verarbeitet. "Wir haben ein Abkommen mit der Türkei für die Raffinierung unseres Goldes", ließ der venezolanische Minenminister Victor Cano im vergangenen Jahr verlauten. "Stellen Sie sich vor, wir machen das in der Schweiz und die behalten das dann wegen der Sanktionen einfach bei sich."

Doch über eine Rückkehr der Barren aus der Türkei gibt es laut der Zeitung "Tagesspiegel" keine Aufzeichnung. Recherchen der spanischen Tageszeitung "El Pais" haben ergeben, dass das Land in den ersten Monaten von 2018 Nahrungsmittel im Wert von rund 61 Millionen Dollar nach Venezuela geliefert haben soll.

Ausverkauf bis Anfang 2020?

Caracas hatte bis 2011 noch seine Goldreserven noch in Tresoren weltweit verteilt. Dann schwenkte der damals amtierende Präsident Hugo Chávez um. Seitdem sind nur noch knapp 60 Tonnen im Ausland verblieben - die Hälfte davon laut "Tagesspiegel" in Russland. Doch die Not scheint groß, so gab es Anfang des Jahres Berichte, dass 15 Tonnen aus dem Bestand der Zentralbank des südamerikanischen Landes an die Vereinigten Arabischen Emirate gegangen sein sollen. Auch an anderer Stelle taucht plötzlich Gold aus Venezuela auf. So fanden ugandische Behörden 7,4 Tonnen Gold, die offenbar am Zoll vorbei in das afrikanische Land geschmuggelt wurden.

Die Goldverkäufe geschehen sehr zum Ärger der USA, die der Regierung von Maduro mit Sanktionen den Geldhahn zudrehen wollen - das umfasst auch ein Handelsverbot für amerikanische Unternehmen mit venezolanischem Gold. Auch die venezolanische Opposition ist verärgert. Der Verkauf erfolge ohne die Zustimmung der vom Volk gewählten Nationalversammlung, beklagte der Abgeordnete Carlos Paparoni im Februar. Paparoni gehört zum Team des selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó. Er beziffert den Verkauf von Beständen der Zentralbank im vergangenen Jahr auf insgesamt 73 Tonnen.

Reuters zitierte Mitte April Quellen aus der venezolanischen Zentralbank, die seit Jahresbeginn von rund 30 verkauften Tonnen sprechen. Die venezolanischen Reserven seien damit auf knapp 100 Tonnen gesunken. Das entspricht einem Wert von etwas über vier Milliarden Dollar. "Ich habe Angst, dass am Ende nichts mehr von unserem Goldschatz bleibt", sagt Ángel Alvarado. Sollten die Zahlen von Reuters stimmen und der Staat behält das momentane Verkaufstempo bei, dann könnte Alvarados Befürchtung schon Anfang 2020 eintreten.

Quelle: Deutsche Welle, Autor: Nicolas Martin

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