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Ecuador |

Die Schlacht um Yasun?­ ist noch nicht gewonnen

Am 2. August hat Ecuadors Regierung endlich das Abkommen unterzeichnet, das unter dem Namen „Initiative Yasuni-ITT“ bekannt ist. Dem waren Jahre des intensiven Aktivismus und des Lobbyings von Umweltschützern und Vertretern indigener Völker vorausgegangen. Es handelt sich um den ersten Fall in der Geschichte, in der eine Regierung sich durch ein bindendes Abkommen verpflichtet, fossile Brennstoffe unter der Erde zu lassen.

Verzicht auf öl

Ziel der Initiative ist es, auf Dauer auf die Förderung von geschätzten 850 Mio. Barrel öl zu verzichten, die in dem Block ITT (Ishpingo, Tambococha, Tiputini) lagern. Dieser erstreckt sich über eine Fläche von fast 200.000 Hektar Tropenwald innerhalb des Nationalparks Yasuní. Das Schutzgebiet von einer Größe von 982.000 Hektar wurde 1979 geschaffen und 1989 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Die Initiative Yasuni-ITT würde die Emission von mehr als 400 Mio. Tonnen Kohlendioxid verhindern.

Treuhandfonds für Soziales und Umwelt

Im Gegenzug hat Ecuadors Regierung um die Zahlung von 350 Mio. Dollar jährlich für einen Zeitraum von zehn Jahren gebeten. Gelder wurden bislang von den Regierungen Deutschland, Belgiens, Spaniens, Frankreichs und Großbritanniens in Aussicht gestellt. Die Mittel werden von einem Treuhandfonds verwaltet, den das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen eingerichtet hat.

Verwendungszwecke sind das Sozialwesen, erneuerbare Energien, Wiederaufforstung und Energieeffizienz. Damit wird an die präkolumbianische Idee des „Sumak Kawsai” („Gutes Leben“) angeknüpft, was breite Unterstützung bei Umweltschützern und fortschrittlichen Lateinamerikanern findet. Der ecuadorianische ökonom Pablo Dávalos etwa sieht in „Sumak Kawsai” die Möglichkeit einer Verbindung des Menschen mit der Natur, getragen von einer Vision des Respekts.

Klimawandel bremsen

Auch das World Rainforest Movement beurteilt die „Initiative Yasuni-ITT“ grundsätzlich positiv, da sie eine Chance biete, den Klimawandel zu bremsen. Außerdem eröffne sich die Perspektive einer Wirtschaft „nach dem öl“. Doch die Schlacht ist noch nicht gewonnen. Denn Ecuadors Regierung kann das Abkommen für null und nichtig erklären, sollten die Gelder nicht kommen. Präsident Rafael Correa hat die ersten 100 Mio. Dollar für die ersten18 Monate gefordert. Derzeit sieht es nicht danach aus. Damit sinkt zugleich die Wahrscheinlichkeit, dass über einen Zeitraum von zehn Jahren jährlich 350 Mio. Dollar zusammenkommen, zumal vor dem Hintergrund der weltweiten Finanzkrise. Präsident Correa hatte sich in der Vergangenheit nicht immer kooperationsbereit gezeigt und gelegentlich damit gedroht, die Genehmigung zur Erdölförderung in Yasuní doch zu erteilen.

Revolutionärer demokratischer Prozess

Beobachter sind sich jedoch einig, dass die Initiative überhaupt keine Fortschritte hätte erzielen können, wäre in Ecuador in den vergangenen Jahren nicht ein außergewöhnlicher, revolutionärer demokratischer Prozess abgelaufen. Eine Erhebung von Indigenen hatte zum Sturz der Vorgängerregierung und zu Neuwahlen geführt. Aus diesen ging die neue Partei Alianza País siegreich hervor. Der neue linksgerichtete Präsident Rafael Correa, ein Wirtschaftsprofessor, berief eine Verfassungsgebende Versammlung ein, die für Ecuador im Jahr 2008 eine neue Verfassung ausarbeitete. Diese gilt als eine der fortschrittlichsten in ganz Lateinamerika und erklärt zum Beispiel Wasser zum Menschenrecht und öffentlichen Gut.

Autor: Carmelo Ruiz Marrero. Der Journalist und Umweltpädagoge ist Direktor des Projekts zur Biosicherheit in Puerto Rico.

In: Adital

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