Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Kolumbien |

Die Palme der Hoffnung: Kolumbiens Bauern setzen auf nachhaltiges Palmöl

Wir schwelgen zur Adventszeit in Lebkuchen, Zimtsternen und Schoko-Nikoläusen. Doch: Die meisten Backwaren und selbst die Kerzen am Weihnachtsbaum werden mit Palmöl hergestellt. Kann das nachhaltig sein?

Landschaft bei Portugal de Piedras, Buga. Foto (Symbolbild): Adveniat/Achim Pohl

Palmöl hat einen schlechten Ruf. Die Hauptanbauländer Indonesien und Malaysia roden jährlich riesige Regenwaldflächen für seine Produktion. Palmöl gilt außerdem als ungesund. Mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren kann es nach Meinung von Wissenschaftlern das Risiko für Herzkreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes erhöhen.

Etliche Ernährungsexperten raten daher vom Konsum ab. Doch das ist gar nicht so einfach - gerade zur Weihnachtszeit. Im Gegensatz zu tierischen Fetten lässt sich Palmfett einfach verarbeiten, ist hitzestabil und lange haltbar. So ist heutzutage in fast jedem zehnten Supermarktprodukt Palmöl enthalten - von Fertigsuppen über Nuss-Nougat-Cremes und Waschmittel bis hin zu Haarshampoos. Kaum ein Rohstoff lässt sich derart vielseitig einsetzen.

Mit fast einem Drittel Marktanteil ist Palmöl deshalb vor Sojaöl das meistproduzierte Pflanzenöl der Welt. Was immer mehr deutschen Konsumenten Sorge bereitet, gibt vielen Menschen in Ländern wie Kolumbien Hoffnung und eine sichere Lebensgrundlage.

Ein sicherer Job

Menschen wie Erntehelfer Jose Domingo Salvador. Früher hatte der 47-jährige Kolumbianer noch seine eigene kleine Farm, baute Bananen und Yuca für den Eigenverbrauch an. Den Rest verkaufte er auf dem Wochenmarkt in seinem Heimatdorf Mandinga im Hinterland der kolumbianischen Karibikküste. "Aber damit konnte ich meine Familie nicht mehr ernähren", sagt der Vater dreier Kinder.

So heuerte er vor fünf Jahren auf der Palmöl-Finca Rionilo in Maria La Baja an. "Hier bekommen wir nicht nur feste Jobs, ein festes Monatsgehalt und Urlaubstage, sondern auch eine Renten- und Krankenversicherung", erklärt Jose. Das ist in Kolumbiens Landwirtschaft eher eine Ausnahme. Auf den Kaffee- oder Kakao-Plantagen bekommen 80 Prozent der Arbeiter lediglich Verträge als Tagelöhner oder Saisonarbeiter - ohne Gesundheits- oder Rentenversicherung.

"Wir aber haben es in den letzten zehn Jahren geschafft, dass 83 Prozent aller Angestellten im Palmöl-Sektor einer formellen Beschäftigung mit festen Arbeitsverträgen und Versicherungen nachgehen können", sagt Andres Felipe Garcia. Er ist beim Verband kolumbianischer Palmöl-Unternehmen Fedepalma für "nachhaltige Entwicklung" zuständig.

Die Errungenschaft wurde aus einer Not heraus geboren. Zwar ist Kolumbien der weltweit viertgrößte Palmölproduzent, doch mit nur zwei Prozent am globalen Markt ein Zwerg. Allein Indonesien und Malaysia produzieren rund 80 Prozent des weltweiten Palmöls. "Damit können wir nicht konkurrieren. Also haben wir unsere Nische mit sozialverträglich und umweltfreundlich produziertem Palmöl gesucht", so Garcia.

Ein Erfolgsproudukt

Mit Erfolg: Heute ist Kolumbien Marktführer für nachhaltiges Palmöl. Ein Markt, der stetig wächst, vor allem in Europa. Tatsächlich steht der Sektor kurz davor, sein selbsterklärtes Ziel der "Null-Abholzung" zu erreichen. Dem Ziel, ausschließlich nachhaltiges Palmöl zu produzieren, ist man allerdings noch fern, gibt Nicolas Perez zu. Laut dem Präsidenten des kolumbianischen Palmöl-Verbands verfügen von den rund 7.000 Palmöl-Produzenten, bei denen es sich zu 85 Prozent um Kleinbauern handelt, derzeit nur knapp die Hälfte über die internationalen Nachhaltigkeits-Zertifikate.

Dabei lohne es sich auch ökonomisch, nachhaltig zu produzieren, versichert Alejandro Espitia. "Unsere Produktionskosten sind mit der Zeit deutlich gesunken", sagt der Besitzer der Rionilo-Plantage. Um teure Düngemittel und Agro-Chemikalien zu vermeiden und die Biodiversität zu erhalten, bepflanzt er den Boden seiner Plantagen mit Deckpflanzen. Als Düngemittel kauft er Hühnerkot. Herabfallende Palmenblätter werden als Biokompost liegengelassen. Zudem setzt er für die Ernte elf Wasserbüffel ein, um den Boden nicht mit schweren Trekkern zu zerstören. Ein weiterer Vorteil: Durch die grüne Bodendecke gehe weniger Wasser verloren.

Palmöl statt Coca

So wächst die Zahl nachhaltig produzierender Palmöl-Bauern stetig. Die immer noch zahlreichen Coca-Kleinbauern in Kolumbien werden von der Regierung in Bogota finanziell animiert, ins Palmöl-Geschäft einzusteigen, damit die illegalen Coca-Felder verschwinden und damit auch der Drogenhandel. Gerade für ärmere Länder wie Kolumbien ist die Palmölproduktion eine sichere Lebensgrundlage für Millionen Menschen geworden.

Dennoch steht das tropische Palmöl immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik. Für Nicolas Perez handelt es sich dabei klar um mediale Marketing-Kampagnen der Soja-Industrie aus den USA oder von Sonnenblumenöl-Herstellern aus Europa. Ein kompletter Verzicht auf Palmöl hätte laut Perez sogar dramatische Folgen für die Umwelt: "Ölpalmen benötigen fünfmal weniger Anbaufläche und deutlich weniger Wasser als Sonnenblumen oder Rapsfelder." Ohnehin führt nach den Worten des Fedepalma-Präsidenten kein Weg vorbei am Palmöl: "Bis 2050 werden etwa neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Die müssen ernährt werden."

Autor: Manuel Meyer (KNA)

Weitere Nachrichten zu: Soziales, Umwelt

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz