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Indigene, Kultur |

Die Magie der Yanomami-Indigenen in "The Last Forest"

Bei der digitalen Berlinale wurde "The Last Forest" in der Kategorie Panorama vorgestellt. Darin zeigt der Schamane Davi Kopenawa die bedrohte Welt seines Yanomami-Volkes.

Davi Kopenawa ist Schamane und Anführer des Yanomami-Volkes. Foto:  Davi Kopenawa YanomamiJoelle HernandezCC BY-NC-ND 2.0

Von Kopf bis Fuß reiben sich die indigenen Krieger mit einer aus Asche und zerriebenen Jenipapo-Früchten hergestellten Tinte ein. Dann schleichen sich die Gestalten durch den Urwald an das Camp der Goldsucher heran. Diese können vor den Pfeilen der Krieger nur noch flüchten. Illegale Goldsucher werden hier nicht geduldet, stellt Davi Kopenawa klar, der 65 Jahre alte Schamane und Anführer des Yanomami-Volkes. Es ist dieser beeindruckende Einstieg des Doku-Films "The Last Forest", mit dem der Zuschauer in die bedrohte Welt der Yanomami im nördlichen Amazonasgebiet geworfen wird.

Der Kampf gegen die Goldsucher 

Kopenawa ist eine der wichtigsten Stimmen der indigenen Völker weltweit. Für seine Verdienste um den Schutz der Yanomami und ihres Gebietes wurde er 2019 mit dem Right Livelihood Award, dem "alternativen Nobelpreis", ausgezeichnet. Doch seinen größten Sieg errang Kopenawa 1992, als die brasilianische Regierung auf sein Bestreben hin den Yanomami ein rund 100.000 Quadratkilometer großes Reservat mit 30.000 Indigenen an der Grenze zu Venezuela zusprach, die "Terra Indigena Yanomami".

Doch damit begann Kopenawas Kampf erst richtig. Immer wieder kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit illegalen Goldsuchern. Seit der rechtspopulistische Präsident Jair Messias Bolsonaro im 2019 sein Amt antrat, sollen bis zu 20.000 illegale Goldsucher in das Gebiet gekommen sein. Sie verseuchen die Flüsse mit Quecksilber und gefährden Kultur und Leben der Indigenen mit Handys, Alkohol und eingeschleppten Krankheiten wie Malaria und zuletzt dem Coronavirus. "Die Regierung muss die Goldsucher hier wegholen, bevor es zu einem Krieg zwischen ihnen und unserem Volk kommt", fordert Kopenawa.

"Für sie ist die Welt magisch"

Doch "The Last Forest" zeigt nicht nur die Gefahren der Aktualität, sondern taucht tief ein in die Magie und Mythologie der Yanomami. Bereits vor zehn Jahren hatte Kopenawa in seinem Buch "The Falling Sky" Einblicke in die Kosmologie der Yanomami gewährt. So erzählt der Film die Geschichte der Zwillingsbrüder Omama und Yoasi, die die Welt der Yanomami einst kreierten und für die Dialektik von Leben und Tod stehen. Während Omama in einem Fluss sich regelrecht die erste Frau angelt, Thueyoama, und mit ihr das Yanomami-Geschlecht begründet, entfernt sich sein Bruder Yoasi und kreiert den Tod.

"Für sie ist die Welt magisch, und die Träume stehen gleichwertig neben der realen Welt", erklärt Regisseur Luiz Bolognesi in der Zeitung "O Globo". Der Anthropologe hat die Idee zu "The Last Forest" mit Kopenawa entwickelt. Kopenawa habe ihm gesagt, dass er einen Film über starke Indigene machen wolle, die Widerstand leisteten. Es sollte ein Gegenentwurf zu Bolognesis Film "Ex-Paje" von 2018 sein. Kopenawa habe diesen Film überhaupt nicht gemocht.

In "Ex-Paje" zeigte Bolognesi das Schicksal von Perpera, dem ehemaligen religiös-spirituellen Führer des Paiter Surui-Volkes. Mit der Ankunft evangelikaler Missionare wenden sich die Indigenen von ihrem Paje ab. Aus der traditionellen Religion wurde über Nacht "Teufelszeug", und der Paje verdingt sich sein Altersgeld ausgerechnet als Hausmeister der weißen Prediger. Die größtmögliche Demütigung. "In Peperas geschundener Seele sah ich die Geschichte Amerikas der letzten 500 Jahre. Sofort habe ich mich in diese Geschichte verliebt", erklärte der brasilianische Regisseur damals.

"Unsere Welt geht zu Ende. Der Himmel stürzt ein"

Kopenawa hingegen wollte keinen Film über die Indigenen als Opfer. Ganz im Gegenteil: Für den Yanomami-Schamanen sind es die Weißen, die an der Welt erkranken und glauben, diese zerstören zu müssen. Kopenawa will das nicht zulassen. Denn für die Yanomami sind es die Berge und die Bäume, die den Himmel stützen und vor dem Einsturz bewahren. Doch wenn die "Nape", die weißen Feinde, weiterhin die Natur einreißen, wird die Welt der Yanomami eines Tages kollabieren.

Eine Sicht, die auch Bolognesi aus den wochenlangen Dreharbeiten mit den Indigenen mitgenommen hat. Er wolle "nicht apokalyptisch sein, aber unsere Welt geht zu Ende. Der Himmel stürzt ein", sagte der Regisseur im Interview des Goethe-Instituts. Kopenawa habe schon lange vor der Pandemie gesagt, dass Omama das Erz tief in der Erde vergraben habe und der Mensch die Finger davonlassen solle. Mit "The Last Forest" steigen immerhin die Chancen, dass die Welt die Mahnungen des Yanamomi-Schamanen endlich hört.

Davi Kopenawa ist seit vielebn Jahren Projektpartner des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat

Theomas Milz (kna) 

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