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Die dunklen Seiten von Mexikos Leuchtturmprojekt "Tren Maya"

Mexikos prominenter Menschenrechtsbischof Raul Vera kritisiert den "Tren Maya", das Prestigeprojekt von Präsident Lopez Obrador, scharf. Warum der Kirchenmann in der geplanten Eisenbahnstrecke ein Werk der Zerstörung sieht.

Die geplante Eisenbahnstrecke "Tren Maya" auf der Yucatán-Halbinsel soll auf 1.525 Kilometern an historischen Stätten der Maya entlangführen. Foto (Maya-Tempel in Palenque): Adveniat/Matthias Hoch

Geht es nach Andres Manuel Lopez Obrador, dann ist der "Tren Maya" der Schlüssel zum wirtschaftlichen Glück und damit zur Weiterentwicklung einer ganzen Region. Das Eisenbahnprojekt mit einer Gesamtlänge von 1.525 Kilometern soll an den Stätten der namensgebenden Maya entlangführen. Es durchquert unter anderem die Bundesstaaten Chiapas, Campeche, Yucatan und Quintana Roo.

Es soll den Tourismus und damit die lokale Wirtschaft ankurbeln. Vor rund einer Woche wies "AMLO", wie ihn seine Anhänger in Anlehnung an die vier Anfangsbuchstaben seines Namens rufen, jeden Zweifel zurück. Noch in diesem Jahr soll das Projekt fertig werden, also während seiner Amtszeit. Es war eines der zentralen Wahlkampfversprechen von AMLO. Das ganze Projekt hat auf verschiedenen Auftragsebenen vom Bau bis zur Verwaltung und zum Betrieb ein Gesamtvolumen von rund 20 Milliarden US-Dollar. Hereingespielt werden soll das Geld durch die Touristen. So weit der Plan.

Indigene nicht miteinbezogen

Von Beginn an war das Projekt umstritten. Besonders bei der indigenen Bevölkerung, die sich zum Teil übergangen fühlt. Es seien keine "Consultas", also Befragungen, durchgeführt worden. Es gab zwar ein Referendum, aber die Information der Bevölkerung sei einseitig gewesen, berichten Kritiker, darunter auch der UN-Menschenrechtsrat.

Gerichte hätten zwischendurch immer wieder Baustopps verhängt, doch es sei einfach weitergebaut worden. Wälder seien abgeholzt worden, Ökosysteme zerstört, heiliges indigenes Terrain missachtet, so berichten es zumindest indigene Aktivisten. Die Gesamtbefürchtung: Das Projekt "setzt die Ökosysteme und Gemeinschaften der Maya einem ernsthaften Risiko der Zerstörung aus". Dabei war eigentlich genau das Gegenteil das Ziel. Unter der indigenen Bevölkerung gibt es deshalb auch Fürsprecher, die hoffen, dass vor allem im mexikanischen Süden, zum Beispiel in Chiapas, Arbeitsplätze und Perspektiven entstehen. Hier ist die Armut und die Perspektivlosigkeit besonders groß.

Große Umweltzerstörung

Einer, der das ganze Projekt lautstark verurteilt, ist der prominente mexikanische Menschenrechtsbischof Raul Vera Lopez. Inzwischen als Altbischof nicht mehr mit den Alltagsaufgaben in seiner ehemaligen Diözese Saltillo betraut, kümmert sich Vera um mexikanische Menschenrechtsfragen.

Zum "Tren Maya" hat er eine klare Meinung: "Auf keinen Fall darf man zulassen, dass zutiefst menschliche Werte und der Geist der Gerechtigkeit verletzt werden." Das Projekt sei ein Irrweg. "Es ist eine Zerstörung, nicht nur jetzt, sondern auf lange Sicht", sagte Vera. Jüngst war er als "Richter" beim "Internationalen Strafgerichtshof für die Rechte der Natur" gefragt und fällte sein vernichtendes Urteil über das mexikanische Vorhaben. Was ihn besonders verärgert: Es seien neun Millionen Bäume für den Zug gefällt worden.

Daran gibt es auch von weiterer Seite Kritik: "Wir waren sehr überrascht, dass es eine systematische Verletzung der Gesetze und aller Instrumente des Umweltschutzes gab", wird die argentinische Forscherin und Soziologin Maristella Svampa auf Umweltschutzportalen zitiert.

Aracely Dominguez, Vorsitzende der Umweltbewegung "Grupo Ecologista del Mayab", sieht kaum noch Chancen das Projekt zu verhindern: "Wir haben alles getan, was möglich war, um über juristische Mittel zu verfügen, um unsere Brüder, die Bäume, unsere Großmutter, den Ozean, um all diese Lebewesen zu verteidigen, die ein Recht auf Leben haben und die aufgrund der verschiedenen Projekte, die im Bundesstaat durchgeführt werden, nach und nach verschwinden."

Präsident Lopez Obrador sieht dagegen die Fortschritte. In Merida traf er jüngst mit staatlichen und privaten Unternehmen zusammen, um die Entwicklung vor Ort unter die Lupe zu nehmen. Dabei habe er sich bei einem Überflug in Tulum, Quintana Roo, ein Bild von einigen "wunderschönen kleinen Lagunen" machen können, die gleich in der Nähe des neuen Flughafens, der in der Stadt gebaut wird, liegen würden. Der "Tren Maya", so versicherte der Präsident, sei "wie ein Traum, der bald, sehr bald, Wirklichkeit werden wird".

Autor: Tobias Käufer (KNA)

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