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Covidlatam – Der lateinamerikanische Blick

Lateinamerika sehnt sich nach Europa und den USA – das meint der Fotojournalist Federico Rios Escobar. Der 39-jährige Kolumbianer arbeitet für namhafte Publikationen wie den Stern, den Spiegel oder The New York Times. Seit neuestem ist er Teil von covidlatam, einem Fotoprojekt von 18 Fotografinnen und Fotografen aus 13 Ländern Lateinamerikas. Im Interview mit Blickpunkt Lateinamerika erklärt er unter anderem, wieso er Mitglied dieses Instagram-Projektes ist. 

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Das Flüchtlingszentrum der Erzdiözese Rio de Janeiro, Brasilien, steht in der Corona-Krise vor besonderen Herausforderungen, denn die Flüchtlinge gehören zur Gruppe der stark Gefährdeten. Foto: Adveniat/Philipp Lichterbeck 

Seit dem 24. März dokumentierst Du mit 17 anderen Fotografinnen und Fotografen auf dem Instagram-Kanal @covidlatam, wie die Lage in Lateinamerika seit Ausbreitung des Coronavirus ist. Wie kam es zu der Idee?

Die Idee fußt auf „The Great Empty“ der New York Times. Wenn man sich die Bilderstrecke anschaut, findet man hauptsächlich europäische, asiatische oder US-amerikanische Städte. Es fehlte total der Fokus auf Lateinamerika. Es gab keine Publikation, die etwas Ähnliches über Latinos für Latinos gemacht hat. Sebastian Gil Miranda, ein befreundeter Fotograf aus Argentinien, fragte also einige Fotografen, darunter mich, ob sie Lust hätten, das Konzept in unseren Heimatländern umzusetzen. Wichtig war nur, dass viele Länder abgedeckt sind und es ein Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen gibt. Das haben wir mit 9 Männern und 9 Frauen aus 13 Ländern auch geschafft. 

In Deinen Arbeiten fokussierst Du Dich immer auf sozial-politische Themen: Du hast mit Juan Moreno die Farc-Reportage „Im Reich des Comandante“ gemacht und die Migration von Venezolanern nach Brasilien dokumentiert. Was war Deine Motivation, bei covidlatam mitzumachen?

Das Projekt ermöglicht es, einen Blick auf Lateinamerika zu werfen – quasi auf uns selbst. Lateinamerika schaut normalerweise nicht auf sich selbst, auf die vielen verschiedenen Länder. Vielmehr schweift der Blick immer wieder zu den USA oder nach Europa. Die Menschen wollen dort nur das Schöne sehen und reisen zuerst dorthin, bevor sie eines ihrer Nachbarländer besuchen. Sie wissen auch mehr über die angloamerikanische Kultur als die der Bolivianer, Ecuadorianer oder Guatemalteken. Covidlatam ermöglicht aber diesen fehlenden, regionalen Blick.

Du lebst in Manizales, Kolumbien. Momentan herrscht noch eine landesweite Ausgangssperre, zeitweise waren Straßen gesperrt, der Inlandsflugverkehr liegt lahm. Wie kommst Du in dieser Zeit an Deine Motive? 

Als Fotojournalist kann ich mich – trotz Ausgangssperre – relativ frei im Land bewegen. Und dann spreche ich die Leute einfach an, die mir ins Auge fallen. Die meisten sind aufgeschlossen, lassen sich porträtieren und erzählen mir ihre Geschichten. Ich glaube, das liegt daran, dass sich die Leute der Wichtigkeit des Journalismus bewusst sind. Denn unsere Aufgabe als Mitglieder von covidlatam ist es, die Situation zu zeigen, wie sie vor Ort ist – und zwar in allen Ländern. 

Ein Ende der „Corona-Krise“ ist noch nicht in Sicht. Habt ihr darüber gesprochen, wie lange das Projekt laufen soll? 

Ein konkretes Enddatum gibt es nicht. Denn es kann sein, dass die Situation ein halbes Jahr oder zehn Jahre andauert. Als Fotojournalisten konzentrieren wir uns auf die Situation selbst und das bedeutet: Wir müssen Geduld haben. Es ist eben ein Wettlauf ohne Meter und wir sind solange ein Teil davon, solange wir die dazugehörigen Geschichten zeigen können.

Interview: Laurine Zienc

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