Costa Rica: Präsident Chaves bezeichnet Hackerangriff als "Krieg"

Einen Monat nach einem Angriff der russischen Hackerbande "Conti Ransomware" auf Costa Ricas Regierungsbehörden hat Präsident Rodrigo Chaves seinem Vorgänger schwere Versäumnisse vorgeworfen. Auf einer Pressekonferenz sagte er, die Vorgängerregierung von Carlos Alvarado (2018-2022) habe zu wenig zum Schutz vor kriminellen Hackerbanden getan und wichtige Informationen verschwiegen, berichtet das costaricanische Nachrichtenportal "CRHoy" am Montag, 16. Mai 2022.

"Wir befinden uns im Krieg, und das ist keine Übertreibung", so der Politiker der rechtspopulistischen Partei Partido Progreso Social Democrático (PSD) gegenüber Journalisten. Das Land sei einem "terroristischen Cyberangriff" ausgesetzt. Der Staat kämpfe gegen eine "internationale Terroristengruppe, die augenscheinlich auch Freibeuter in Costa Rica haben, die das Vaterland verraten". Die Zahl der von Hackerangriffen betroffenen Behörden sei auf 27 angewachsen, neun Institutionen seien "schwer betroffen", so Chaves. Die Angriffe hätten das Finanzministerium gezwungen, die Steuererhebungssysteme zu deaktivieren und "enorme" Auswirkungen auf den Außenhandel in dem zentralamerikanischen Land gehabt.

Chaves präsentierte keine aktualisierte Liste der betroffenen Stellen, informiert die Nachrichtenagentur Reuters. Auch sei die Schadenshöhe nicht bekannt. Auf der Webseite der Ransomware-Gruppe im Darknet seien bisher über 97 Prozent von insgesamt 672 Gigabyte (GB) gestohlener Daten aus Costa Rica veröffentlicht worden, berichtet derweil die Tech-Plattform "Bleeping Computer". Die Hackergruppe, die keine politischen Ziele verfolgt, hatte ein Lösegeld in Höhe von zehn Millionen Dollar gefordert und mit der Veröffentlichung der gestohlenen Daten gedroht, was Ex-Präsident Alvarado abgelehnt hatte. Auch Peru wird im Darknet als Hacking-Opfer aufgeführt. Die Kriminellen behaupten, sie hätten Hintertüren ("Backdoors") in fast allen staatlichen Institutionen des Landes installiert. (bb)