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Corona-Pandemie: Chile impft schneller als Deutschland

Chile legt im Kampf gegen die Corona-Pandemie ein erstaunliches Impftempo vor – und überholt dabei sogar die Europäische Union. Bis Juli sollen 15 der 19 Millionen Chilenen geimpft sein. 

In Lateinamerika herrschen beim Impfen gegen Corona ja eher Chaos und bisweilen offizieller Boykott. So hat Mexiko mit dem Schutz zwar früh angefangen, aber dann gingen die Impfstoffe aus. Brasilien hat sehr spät begonnen und muss sich dabei eines unwilligen Präsidenten erwehren, der Immunisieren für Hexenwerk hält. Kolumbien will erst am 20. Februar anfangen. Lediglich Argentinien hat unter den großen und bevölkerungsreichen Ländern Lateinamerikas zeitig begonnen und setzt dabei auf den umstrittenen russischen Impfstoff Sputnik V.

Chile legt hohes Impftempo vor 

Aber es lohnt sich der Blick nach Chile, um zu sehen, wie auch Schwellenländer rasch und effektiv mit dem Schutz der Bevölkerung gegen Covid-19 vorankommen. Das kleine und schmale Land am Südrand des Kontinents legt ein beachtliches Tempo beim Schutz der besonders gefährdeten Bevölkerung vor und kann so auch für manche Industriestaaten beispielgebend sein. Die Verabreichung der Schutzimpfung ist zudem kostenfrei und beruht auf Freiwilligkeit, wird aber von den Chilenen in großem Maße angenommen.

Das Land, das bereits im Dezember mit den ersten Impfungen begann, hat alleine in der Woche vom 3. bis 11. Februar knapp 1,3 Millionen Menschen gegen Covid geimpft. Bis zum Wochenende waren es schon mehr als 1,8 Millionen, also fast zehn Prozent der Bevölkerung. Damit gehört Chile gemessen an der Einwohnerzahl zu den globalen Champions. Fast zehn Impfungen pro 100 Einwohner weist Chile auf, während Brasilien (2,4), Argentinien (1,34) und Mexiko (0,56) dramatisch hinterherhinken. Auf dem amerikanischen Kontinent liegen nur die USA mit 15,3 Dosen pro 100 Einwohner deutlich vor Chile. Deutschland liegt mit 4,9 Impfungen jedoch deutlich hinter Chile. Bei der täglichen Impfgeschwindigkeit sind laut der „Our-World“-Statistik der Oxford-Universität lediglich Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate schneller als das südamerikanische Land.

Dementsprechend bezeichnet das UN-Entwicklungsprogramm UNDP die chilenische Kampagne als vorbildlich. Dabei erfülle das Land die drei wichtigsten Voraussetzungen dafür. Zum einen verfüge es über die notwendigen finanziellen Ressourcen zum Ankauf der Vakzine, dann gebe es mit einem existierenden Impfregister die administrative Voraussetzung für die Verteilung und zuletzt auch die Strukturen im Gesundheitssektor zur Implementierung und Verimpfung. „An Chile können sich andere Länder ein Beispiel nehmen“, unterstreicht Luis Felipe López-Calva, Lateinamerika-Direktor des UNDP.

Bis März sollen alle älteren Chilenen Impfungen erhalten 

Die Regierung von Präsident Sebastián Piñera hat sich vorgenommen, bis zum Wochenende alle Chilenen über 65 Jahre zu impfen. Die übrigen Älteren, chronisch Kranke sowie der gesamte Gesundheitssektor sollen im ersten Quartal, also bis Ende März, an der Reihe sein. Bis Juli dann, wenn Chile in tiefem Winter ist, sollen 15 der 19 Millionen Menschen geschützt sein. Die New Yorker Investmentbank JP Morgan geht davon aus, dass Chile das erste Schwellenland sein könnte, das Herdenimmunität erlangt.

Bisher hat sich das Land vertraglich den Zugriff auf 35 Millionen Impfdosen gesichert. Dabei hat die Regierung ohne Scheuklappen alle Vakzine gekauft, die auf dem Markt zu haben sind. Jeweils zehn Millionen Chargen wurden bei BioNTech/Pfizer und dem chinesischen Sinovac erstanden. AstraZeneca, Johnson & Johnson sowie die Covax-Plattform der EU-Kommission und der Weltgesundheitsorganisation liefern den Rest. Zudem haben die Chilenen laut Gesundheitsminister Enrique Paris mit Russland den Kauf des Impfstoffs Sputnik V vereinbart.

Ausländer wollen sich in Chile impfen lassen 

Zum Erfolg trägt auch bei, dass Chile mit großer Schnelligkeit Impfzentren in Stadien, Sporthallen und Schulen eingerichtet hat. Zudem wurde das gesamte Gesundheitspersonal - selbst Zahnärzte und Hebammen - dazu verpflichtet, die Vakzine zu spritzen. 

Der Erfolg der Kampagne ist so groß, dass sogar Menschen aus den Nachbarländern nach Chile strömen, um sich dort impfen zu lassen. Vor allem aus Peru, wo die Immunisierung gerade erst anläuft, kamen Tausende, nachdem ein Fernsehsender zuvor behauptet hatte, in Chile kämen auch Ausländer in den Genuss einer Impfung. 

Allerdings beeilte sich die Regierung in Santiago zu betonen, dass lediglich Ausländer mit einem Aufenthaltstitel Anrecht auf eine Impfung hätten. In Chile leben bereits seit vielen Jahren Migranten aus Haiti, Venezuela, Kolumbien und auch aus Peru, die vor den politischen und wirtschaftlichen Krisen in ihren Ländern geflüchtet sind. Ausgeschlossen bleiben aber diejenigen, die in den vergangenen Wochen über die Nordgrenze von Bolivien ins Land einreisten und dort in Lagern die obligatorische Quarantäne absolvieren.

Autor: Klaus Ehringfeld 

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