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Copa America: Fußball als Bühne für Politik

Heute beginnt in Brasilien die Copa America. Das Land erlebt turbulente Zeiten. Und der Fußball ist mittendrin.

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Noch unbenutzt: Die Pressekonferenz-Wand der Copa America in Brasilien vor dem Turnierauftakt. Foto: Tobias Käufer

Brasiliens rechtsextremer Präsident lässt sich mit dem Fußball ein. Am Mittwochabend zeigte sich Jair Bolsonaro an der Seite seines Justizministers Sergio Moro im Stadion auf der Tribüne in Brasilia. Beide trugen ein Trikot von Rio de Janeiros Traditionsverein Flamengo, der ein Meisterschaftsspiel in der Hauptstadt austrug. Die Reaktion des Publikums: Überwiegend Beifall und Jubel. Schon beim Testspiel gegen Katar bei dem sich Superstar Neymar verletzte, saß Bolsonaro im brasilianischen Trikot auf der Tribüne. Anschließend eilte er ins Krankenhaus um Neymar, gegen die eine Frau bislang nicht bewiesene Vergewaltigungsvorwürfe erhob, seine Solidarität auszudrücken. Es sind erste Testballons, um zu sehen, ob sich Bolsonaro bei der am Freitag beginnenden Copa America im Stadion blicken lassen kann oder nicht. Zum Auftakt trifft Brasilien im Stadion Morumbi in Sao Paulo auf Bolivien.

Proteste parallel zum Eröffnungsspiel in Sao Paulo

Für die damalige Präsidentin Dilma Rousseff endete ein solcher Versuch 2013 im Desaster. Als Rousseff, die drei Jahre später unter umstrittenen Umständen des Amtes enthoben wurde, zum Auftakt des Confedcups 2013 im Stadion erschien und ihr Gesicht auf der Anzeigetafel zu sehen war, gab es ein minutenlanges gellendes Pfeifkonzert der Zuschauer. Für Rousseff war das eine kleine Demütigung. Ein Jahr später ging Rousseff bei der WM 2014 zwar wieder ins Stadion, doch ihr Gesicht war auf den riesigen Bildschirmen nicht mehr zu sehen.

Damals gab es wie heute Proteste. Beim Konfedcup 2013 gingen erstmals tausende Menschen gegen die fehlenden Investitionen im Bildungs- und Gesundheitswesen auf die Straße, während die regierende linke Arbeiterpartei Milliarden in die Stadien steckte. Auch am Freitag, am Tag des Eröffnungsspiels zwischen Brasilien und Bolivien, sind Proteste angesagt. Bolsonaro hat Einsparungen angekündigt: im Bildungssektor, beim Militär, bei der Forschung. Dagegen wollen wieder Tausende Schüler und Studenten auf die Straße gehen, Gewerkschaften rufen zum Streik auf.

Copa America als Gradmesser für politische Stimmung

Deswegen ist das Auftaktspiel zur Copa America ein guter Gradmesser für die tatsächliche Stimmung im Land. Wie viele Menschen schließen sich dem Aufruf zum Protest am Freitag an? Das Lager des wegen umstrittener Korruptionsvorwürfe inhaftierten Ex-Präsidenten Lula da Silva hat nach jüngsten Veröffentlichungen des Lula-nahen Enthüllungsjournalisten Glenn Greenwald über den damaligen Ermittlungsrichter Sergio Moro neuen Schwung bekommen. Sie sehen ihre Vorwürfe, das Verfahren sei politisch motiviert, erhärtet und wollen die Brasilianer mobilisieren. Vielleicht nahm Bolsonaro seinen Minister Moro auch deshalb mit ins Stadion, weil er wissen wollte, wie Volkes Seele reagiert. Die Antwort war ziemlich eindeutig. Nun erwägt Bolsonaro auch bei der Copa America ins Stadion zu gehen.

Auch deshalb hofft Bolsonaro auf einen Siegeszug der Brasilianer. Ein Titelgewinn im eigenen Land, eine erfolgreiche Copa könnte die Stimmung im Land für ihn positiv beeinflussen. Aber eine solche Nähe zum Fußball ist auch immer ein Drahtseilakt. Geht das Turnier verloren, nimmt der Fan die Politiker gerne in Mithaftung. Mit Verlierern will sich niemand gerne zeigen.

Autor: Tobias Käufer

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