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Chile: Zerstörerische Subventionen für Lachs-Industrie

Jorge Bustos ist seit 2005 Vorsitzender des chilenischen Fischerei- und Hafenarbeitergewerkschaftsbundes “Confederación Nacional de la Gente del Mar” (CONGEMAR), der 1985 gegründet wurde und noch gegen die Pinochet-Diktatur kämpfte. Heute gehören CONGEMAR 71 Einzelgewerkschaften an. Der 54-jährige Bustos begann bereits mit 17 Jahren im Hafen. In Chile arbeiten etwa 230.000 Menschen im Fischereigewerbe und in Häfen. Zählt man ihre Familien hinzu, so lässt sich sagen, dass rund eine Millionen Chilenen direkt vom Meer leben.

Seit dem 1. Dezember streiken in der mittelchilenischen Hafenstadt San Antonio 600 Hafenarbeiter gegen die von der Regierung beschlossene neue Privatisierungswelle. Gewerkschafter Jorge Bustos spricht von einer Verletzung der nationalen Souveränität Chiles. Viele Arbeitsplätze in der Hafenindustrie sind bedroht. Die Streikenden wollen nun den Transportminister zu Verhandlungen zwingen, auch um angemessene Abfindungen zu erhalten, sollten Arbeitsplätze tatsächlich verloren gehen. Der Staat sei in der Pflicht denjenigen gegenüber, welche den Reichtum der Hafenindustrie mit ihren Händen geschaffen hätten.

Welches sind die wichtigsten Probleme für die Menschen, die vom Meer leben?
Zum einen die Überfischung des Meers. Hierfür trägt vor allem die Lachs-Industrie die Verantwortung. 80 Prozent des aus Meeresfischen gewonnen Fischmehls wird an Lachse verfüttert. Hier haben wir es mit einem Widerspruch zu tun, um zum zweiten Punkt zu kommen. Der chilenische Staat subventioniert die Lachsindustrie, sorgt aber damit zugleich für die Zerstörung anderer Fischarten, besonders drastisch ist es zum Beispiel beim Seehecht.

Welche sofortige Lösung schlagen Sie vor?
Der chilenische Fischereisektor muss reguliert werden. Der Fischfang wurde ja per Gesetz privatisiert. Es geht um eine wirtschaftliche Grundsatzentscheidung. Würden Fische, die jetzt zu Fischmehl verarbeitet werden, dem menschlichen Konsum zur Verfügung stehen, käme es zum einen zu einem besseren Gleichgewicht des Wachstums der einzelnen Fischarten, zum anderen würden neue Arbeitsplätze geschaffen. Chile könnte sich bei einer Küstenlänge von 4.000 Kilometern viel besser selbst mit Fisch versorgen.

Wann und wie haben sich die Zustände verschlechtert?
Seit der Verkündung des Fischerei-Gesetzes vor fünf Jahren hat sich die Ausbeutung der Fischarten verschärft. Die Leute wurden zu informellen Arbeitern, zu Parias. Es gibt keine längerfristigen Verträge mehr. Man arbeitet drei oder vier Monate, und dann ist das Jahr vorbei.

Und wie sieht es im Hafen-Sektor aus?
Hier ist die Situation sogar noch etwas schlimmer. Uns Hafenarbeiter gibt es schon seit dem Jahr 1536. Die chilenische Gesetzgebung ist aber nicht auf der Höhe der Zeit und berücksichtigt zum Beispiel nicht die neuen Produktionsweisen in den modernen Häfen. Es gibt eine ganze Reihe internationaler Verträge, die Chile noch nicht unterschrieben hat. In Chile haben wir keine kollektiven Verhandlungen, und die Gewerkschaften sind stark fragmentiert. Abkommen mit den Unternehmern lassen sich daher nicht aus einer Position der Stärke heraus führen. Es fehlt ein echtes Hafengesetz. Was wir haben, das ist ein Gesetz über die Modernisierung der Häfen, dessen einzige Absicht ihre Privatisierung ist.

Wer hat in Chiles Häfen das Sagen?
Die Eigentümer der Häfen sind die Claro-Gruppe und die transnationale Gruppe Von Appen aus Deutschland, welche am stärksten gewachsen ist. Beide zusammen kontrollieren 87% der chilenischen Häfen. Der Staat verdient pro bewegter Tonne gerade mal einen Dollar.

Interview: Andrés Figueroa Cornejo, deutsche Bearbeitung: Bernd Stößel

Quelle: Adital

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