Chile: Schließung von Kupfer-Gießerei "Ventanas" sorgt für Diskussionen
Eine Woche nach der angekündigten Schließung der Kupfer-Gießerei "Ventanas", die vom staatlichen Kupferunternehmen Codelco betrieben wird, geht die gesellschaftliche Debatte um die umstrittenste Industrieanlage Chiles weiter. Wegen seiner massiven Schäden an Umwelt und Mensch wird das Areal in der Region Valparaíso an der zentralchilenischen Pazifikküste von der Umweltorganisation Greenpeace als "chilenisches Tschernobyl" bezeichnet.
Innerhalb von fünf Jahren solle die Anlage abgeschaltet werden, so der Beschluss von Linksregierung und Coldeco-Führung. Die Gewerkschaften der Kupferindustrie (FTC) bezeichnete die Schließungsentscheidung umgehend als "willkürlich", berichtet die chilenische Tageszeitung "La Tercera". Nach einem dreitätigen Streik von tausenden Arbeiterinnen und Arbeitern der Kupferindustrie wurde die Bildung einer Verhandlungskommission vereinbart, die den Schließungsprozess begleiten wird. Schließung, Rückbau und Renaturalisierung könnten bis zu zehn Jahre dauern und rund 251 Millionen US-Dollar Steuergeld kosten, kündigte Regierungsminister Giorgio Jackson an. Die Rentenansprüche der Beschäftigten bezifferte der Politiker auf 30 Millionen US-Dollar.
Die "Vantanas"-Gießerei im größten Kupferproduzentenland der Welt steht wegen ihrer Umweltschädlichkeit und Gefahr für die Gesundheit von Anwohnerinnen und Anwohnern seit Jahrzehnten in der Kritik. Bei einem schweren Unfall im Jahr 2018 wurden rund 600 Menschen in den Anrainer-Gemeinden Quintero und Puchuncavi wegen schwerer Symptome wie Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel und Lähmungen medizinisch behandelt. Zuletzt am 9. Juni 2022 mussten nach Freisetzung von Schwefeldioxid 115 Menschen, vor allem Kinder, ins Krankenhaus. Schulen in der Region mussten schließen. Anläufe, die Anlage zu schließen, scheiterten 2011, 2015 und 2019 am Widerstand der Gewerkschaften. (bb)