Chile: Parlament stimmt für Legalisierung von Sterbehilfe
Das chilenische Parlament hat einem Gesetz zugestimmt, das aktive Sterbehilfe zukünftig erlaubt. Die Zustimmung im Senat steht aus, gilt aber als wahrscheinlich. Damit wäre Chile nach Kolumbien das zweite Land in Lateinamerika, das Sterbehilfe erlaubt.
In Chile hat das Parlament für die Legalisierung von Sterbehilfe gestimmt. Die Mehrheit der Abgeordneten votierten am Dienstag, 20. April 2021, für einen entsprechenden Gesetzentwurf, berichtet das chilenische Nachrichtenportal "BioBio. Die Novelle gibt sterbenskranken Menschen mit einem Alter von über 18 Jahren das Recht, ihrem Leben mittels aktiver Sterbehilfe ein vorzeitiges Ende zu setzen. Betroffenenvertreter begrüßten die Entkriminalisierung. Politiker konservativer Parteien warfen den Befürwortern vor, sie würden "das Recht zu töten" einführen.
Voraussetzung für die aktive Sterbehilfe durch geschulte Medizinerinnen und Mediziner ist eine unheilbare und weit fortgeschrittene Erkrankung. Dabei muss durch zwei Ärzte festgestellt werden, dass kein Behandlungserfolg mehr möglich ist. Bei der Entscheidung für ein freiwilliges vorzeitiges Ableben muss die betroffene Person bei vollem Bewusstsein und Verstand sein. Möglich ist auch die vorherige Willenserklärung bezüglich des Sterbewunsches durch eine Patientenverfügung. Zur Vermeidung von "Euthanasie-Tourismus" muss die Person ein Jahr in Chile gelebt haben.
Der verabschiedete Gesetzesvorschlag war vor sieben Jahren von Mitte-Links-Parteien in das Abgeordnetenhaus eingebracht worden, berichtet die Nachrichtenagentur AP über das Gesetz. Für die abschließende Annahme muss nun der Senat seine Zustimmung erteilen. Eine Annahme der Novelle gilt als wahrscheinlich. Allerdings werden Änderungen wie ein Sterbehilfe-Werbeverbot erwartet. Chile wäre in Lateinamerika nach Kolumbien das zweite Land, das Sterbehilfe entkriminalisiert. In Mexiko ist es Ärzten erlaubt, lebensverlängernde Maßnahmen wie künstliche Beatmung einzustellen. (bb)